Mara Maier ist Chemie-Studentin. Schon in jungen Jahren entdecke sie ihre Leidenschaft für Naturwissenschaften. Das diese über die Schulzeit hinweg erhalten geblieben ist, ist nicht zuletzt den Angeboten des PhänomexX e.V. zu verdanken. PhänomexX ist seit 2017 Mitglied der zdi-Community. Bereits seit über 10 Jahren betreibt der Verein erfolgreich Schüler:innenlabor-Angebote in den Regionen des Münsterlandes. Wie es gelingen kann, mit diesen Angeboten junge Menschen entlang der gesamten Bildungskette für MINT zu begeistern, das hat Mara nicht nur in ihrer Schulzeit selbst erfahren, sondern in einem eigenen Projekt auch praktisch umgesetzt.
Über die Spaghetti-Brücke auf den Pfad zu MINT
Maras Reise begann in der fünften Klasse, als sie das erste Mal das zdi-Schüler:innenlabor PhänomexX in Ahlen besuchte. Diese Besuche waren Teil von Schulprojekten, bei denen Mara und ihre Klassenkamerad:innen an verschiedenen Stationen praxisnah experimentieren und forschen konnten. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr der Bau von Spaghetti-Brücken, ein Projekt, das ihre Begeisterung für die Naturwissenschaften weckte.
Die PhänomexX-Schüler:innenlabore richten sich in erster Linie an Schüler:innen der Unterstufe. Deshalb war nach diesen ersten positiven Erlebnissen zunächst Schluss mit PhänomexX für Mara. Doch dann kam die Corona-Pandemie und ein Problem, dass das PhänomexX-Labor in Ahlen schon länger umtrieb, wurde zunehmend größer: Die Erreichbarkeit des Standorts. Entschlossen, das PhänomexX-Prinzip trotzdem weiterhin möglichst vielen Kindern zugänglich zu machen, sollte kurzerhand eine Dependance an Maras Schule, dem Gymnasium Laurentianum in Warendorf, eingerichtet werden.
Ein weiteres Beispiel: Die Lernstationen am PhänomexX-Standort Unna
Science Buddys machen PhänomexX-Angebote zugänglicher
Um das Konzept auch ohne die Präsenz der Standortleitung in Ahlen, Anna Weber und Reinhardt Böhm, umsetzen zu können, bot der Verein eine Ausbildung zum „Science Buddy“ an. Schüler:innen der Oberstufe konnten sich im PhänomexX-Konzept weiterbilden. So können sie später selbst Schulklassen an den Lernstationen anleiten und begleiten. Mara war bei dieser Fortbildung, die nach dem Unterricht stattfand, sofort mit dabei. Sie erinnert sich: „Für die Ausbildung waren wir dann natürlich auch nochmal am PhänomexX-Standort in Ahlen, wo ich als Kind schon sehr begeistert war. Meine Mit-Science-Buddys und ich waren alle beeindruckt, wie klein der Standort plötzlich auf uns wirkte, denn als Kinder kam es uns immer vor, wie ein riesiges Museum oder ein spannendes Labyrinth.“
Die Ausbildung zum Science Buddy beschreibt Mara als besonders bereichernd. Sie konnte nicht nur ihr eigenes Wissen vertiefen, sondern auch lernen, wie man komplexe Themen verständlich vermittelt. Dies sei eine besondere Stärke des PhänomexX-Konzepts: Die Inhalte sind so aufgebaut, dass jedes Kind, unabhängig von Fertigkeiten oder Wissensstand, mitmachen kann. Die Arbeit in Zweiergruppen fördert außerdem soziale Kompetenzen.
Von der Auszubildenen zur Ausbilderin
Im Rahmen ihres Freiwilligen Sozialen Jahres erhielt Mara dann schließlich die Möglichkeit, ihr ganz eigenes PhänomexX-Projekt umzusetzen. Unter dem Titel „Zukunft nachhaltig gestalten“ erstellte sie – mit Unterstützung durch die pädagogische Mitarbeiterin der Schule – eigene Lernstationen. Dabei ging es um Themen wie erneuerbare Energien und Umweltschutz, außerdem sogar eine Art Escape Room. „Einen Grundstock für die Stationen haben wir von PhänomexX bekommen. Aber einen großen Teil der Materialien mussten wir uns selbst zusammensuchen. Da haben wir zum Bespiel von unseren Lehrern noch Solarmodelle oder Windräder bekommen, um die Stationen ausgestalten zu können.“
In diesem Escape Room nach dem Konzept einer Schnitzeljagd wurden die Kinder von der fiktiven Professorin Grüno begleitet. An den verschiedenen Lernstationen konnten sie Hinweise sammeln, um so am Ende ihr Dorf vor der Klimakatastrophe zu retten.
Aber nicht nur die Umsetzung der Lernstationen lag bei Mara. Sie war auch verantwortlich für die Ausbildung der neuen Science Buddys, die die Kinder bei der Erarbeitung ihrer Lernstationen unterstützen.
Das Projekt war ein großer Erfolg und wurde von den teilnehmenden Schüler:innen und Lehrer:innen gleichermaßen gelobt. Dass die Stationen nachhaltig Wissen an die Kinder vermitteln konnten, konnte Mara am eigenen Leib spüren: „An einer Station ging es um das Thema Mikroplastik. Dort haben wir eine App empfohlen, mit der man sich die Inhaltsstoffe von beispielsweise Duschgel anzeigen lassen kann. Wenn man die Kinder dann nochmal in der Stadt getroffen hat, haben sie ganz begeistert erzählt: ‚Ich hab‘ die App auch meinen Eltern gezeigt! Wir benutzen die jetzt immer zum Einkaufen!‘“.
Vorbilder sind wichtig – nicht nur im MINT-Bereich
Mara betont, wie wichtig es sei, dass Kinder und Jugendliche frühzeitig positive Erfahrungen mit Naturwissenschaften machen. Sie ist überzeugt, dass außerschulische Lernorte wie die zdi-Schüler:innenlabore dazu beitragen können, das Interesse an diesen Fächern zu wecken und zu fördern.
Auch können solche praktischen Erlebnisse dabei helfen, Geschlechterstereotypen abzubauen, sagt Mara: „Es heißt ja immer, Jungs würden sich mehr für Naturwissenschaften interessieren. An unserem Projekt hat man gesehen: Das stimmt einfach nicht! Auch die Gruppenarbeit hat super geklappt, wenn Mädchen und Jungs in einem Team waren. Selbst den Lehrkräften ist aufgefallen, dass sich sogar die Kinder begeistern lassen, die sonst im Mathe- oder Biounterricht total desinteressiert sind.“
Besonders Mädchen möchte sie ermutigen, sich nicht von stereotypen Vorstellungen abschrecken zu lassen und ihre Begeisterung für Naturwissenschaften auszuleben. Dabei konnte Mara nicht nur als Science Buddy ein weibliches Vorbild im MINT-Bereich sein. Auch als Fechterin ist sie in ihrer Sportart meist die einzige Frau im Verein. Dort durfte sie auch schon oft als Vorbild für jüngere Mädchen dienen.
Vorbilder im Unterricht sichtbarer machen
Von der Schule würde Mara sich mehr Aufklärung wünschen, was weibliche Vorbilder in den Wissenschaften angeht: „Ich musste mir meine Vorbilder in den Naturwissenschaften immer selbst suchen, zum Beispiel in den Sozialen Medien. Dabei gibt es gerade im MINT-Bereich viele weibliche historische Persönlichkeiten, deren Beteiligung an wissenschaftlichen Errungenschaften bisher kaum gewürdigt werden. Ich würde mir wünschen, dass das im Unterricht viel mehr thematisiert wird.“
Heute blickt Mara Maier stolz auf ihre Zeit mit PhänomexX zurück. Sie hat nicht nur viel gelernt, sondern auch wertvolle Erfahrungen gesammelt, die sie auf ihrem weiteren Weg begleiten werden. Besonders freut sie sich darüber, dass ihr Projekt am „Lau“, wie die Schüler:innen das Gymnasium nennen, weitergeführt wird und dort wahrscheinlich noch in diesem Jahr neue Science Buddys ausgebildet werden können.
Wenn Ihr mehr darüber erfahren möchtet, welche Folgen es hat, dass die weibliche Leistung in der Wissenschaft oft übersehen wird, dann schaut Euch nächste Woche unseren Beitrag zum Matilda-Effekt an!