
MINT in der Bibliothek, kann das funktionieren? Viele verbinden mit der örtlichen Bibliothek einen Ort, an dem es außer Stille und Bücher nicht viel zu entdecken gibt. Doch dieses Klischee ist längst überholt! Bibliotheken sind Orte von und für Menschen. Und sie haben sich im 21. Jahrhundert zu lebendigen, außerschulischen Lernorten entwickelt, die einen entscheidenden Beitrag zur MINT-Bildung leisten – und das für Menschen jeden Alters und unabhängig vom Bildungshintergrund. Daher können Bibliotheken als außerschulische Lernorte wertvolle Partnerinnen für die zdi-Community sein, um MINT-Angebote niedrigschwellig umzusetzen. Wie solche Kooperationen gelingen können, zeigen wir im Beitrag anhand von Gute Praxis-Beispielen aus der zdi-Community.
Bibliotheken als moderne Multimedia-Orte
Immer mehr Bibliotheken setzen gezielt auf MINT-Angebote. Ob TechnoTheken, Makerspaces oder Workshops zu Robotik, Programmierung und 3D-Druck – die Bandbreite wächst stetig. Laut einer Umfrage des Deutschen Bibliotheksverband (dbv) gemeinsam mit der Deutsche Telekom Stiftung aus dem Jahr 2023 (Seite 5) bieten rund 57 % der Bibliotheken Seminare und Workshops mit MINT-Bezug an, 38 % MINT-Ferienprogramme. Die technische Ausstattung und die Unterstützung durch externe Partner:innen sind dabei Schlüsselfaktoren.

Bibliotheken bieten einen offenen, barrierearmen Zugang zu Bildung. Sie sind oft die einzigen Einrichtungen vor Ort, die unabhängig von Herkunft oder finanziellen Ressourcen genutzt werden können. Besonders Kinder und Jugendliche profitieren von den vielfältigen Angeboten: Laut der dbv-Umfrage (Seite 6) richten sich 93 Prozent der Bibliotheken mit ihren Programmen gezielt an die Altersgruppe der 10- bis 16-Jährigen. Auch Kooperationen mit Schulen, Kindergärten und weiteren Bildungspartner:innen sind Standard – und machen Bibliotheken zu zentralen Akteurinnen im lokalen Bildungsökosystem.
Für Anbieter:innen außerschulischer MINT-Angebote sind Bibliotheken daher attraktive Kooperationspartnerinnen. Durch die Zusammenarbeit ergeben sich für beide Seiten Vorteile:
- Nachhaltige Verankerung von MINT-Angeboten in der lokalen Bildungslandschaft
- Zugang zu neuen oder sonst schwer erreichbaren Zielgruppen und weiteren Partner:innen
- Nutzung bestehender Infrastruktur (Räume, Geräte, Öffentlichkeitsarbeit)
- Gemeinsame Entwicklung und Durchführung von Kursen, Workshops oder Ferienprogrammen
- Positionierung von Bibliotheken als moderne, außerschulische (Lern-)Orte und Orte der Begegnung
Wen kann man über Bibliotheken erreichen?
Bibliotheken richten ihr Angebot, wie oben beschrieben, an eine breite Bevölkerungsgruppe, unabhängig von Alter oder Bildungshintergrund, wobei der Großteil der Angebote auf Kinder und Jugendliche zielt. Aber nehmen diese das Angebot auch wahr? Welche Bibliotheksbesuchenden sind für die zdi-Community überhaupt relevant?
Laut einer repräsentativen Befragung, die das Institut für Demoskopie Allensbach im November 2015 durchgeführt hat, nutzt etwa ein Viertel der Bevölkerung im Alter von 16 bis 75 Jahren regelmäßig öffentliche Bibliotheken. Die Nutzung ist dabei sozial selektiv: Besonders aktiv sind jüngere Menschen (16 – 29 Jahre, 35 %), Frauen (30 %) sowie Personen mit höherer Schulbildung (32 %). Menschen mit einfachem Bildungsabschluss (13 %) oder niedrigem sozioökonomischem Status sind deutlich seltener vertreten. (Quelle für die Zahlen: Schaubild 2, S. 5)

Gerade für außerschulische MINT-Angebote der zdi-Community bleiben Bibliotheken relevant: 16 % der Befragten (Schaubild 4, S. 11) sprechen sich ausdrücklich für technikorientierte Angebote wie 3D-Drucker oder digitale Tonstudios in Bibliotheken aus. 39 % der Befragten (Schaubild 4, S. 11) wünschen sich außerdem gezielte Angebote für Migrant:innen und Geflüchtete – eine Nachfrage, die auch über zdi-Kurse, die sich gezielt an Easy-to-ignore-Gruppen richten, bedient werden könnte.
Gute zdi-Praxis: Beispiele für bestehende Kooperationen zwischen zdi.NRW und Bibliotheken
Der MINT-Mach-Mittwoch der Stadtbibliothek Salzkotten und dem zdi-Zentrum Paderborn
Der MINT-Mach-Mittwoch ist ein regelmäßig stattfindendes außerschulisches Bildungsformat in der Stadtbibliothek Salzkotten, das in Kooperation mit dem zdi-Zentrum Paderborn durchgeführt wird. Kinder und Jugendliche erhalten dabei praxisnahe Einblicke in Themen wie Robotik, 3D-Druck oder Künstliche Intelligenz – direkt vor Ort in der Bibliothek, meist an einem Mittwochnachmittag. Ziel ist es, Technik erlebbar zu machen und junge Menschen für MINT zu begeistern. Der erste MINT-Mach-Mittwoch fand im Mai 2022 statt: Hier konnten die Teilnehmenden Brücken mit 3D-Druck-Stiften bauen.
MINTige Buchtipps

Noch keine Idee, was Ihr als nächstes in der Bibliothek ausleihen könntet? Kein Problem!
Im MINT-Buchclub findet ihr Lese-Tipps aus der MINT-Community für alle Altersstufen. Viel Spaß beim Entdecken und beim Lesen!
Darüber hinaus zielt das Format darauf ab, bildungsbenachteiligte Jugendliche einzubeziehen, indem bewusst niedrigschwellige Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die Kurse sind kostenfrei für alle Teilnehmenden, finden zentral in der Stadtbibliothek statt und erfordern keine Vorkenntnisse. Dies senkt Zugangsbarrieren für Familien, für die weite Fahrten oder Gebühren ein Hindernis darstellen. Eltern äußern laut der Bibliotheksleitung große Zufriedenheit mit dem Angebot. Viele melden ihre Kinder regelmäßig an. Dies zeigt, dass ein Bedarf in der lokalen Gemeinschaft besteht.
Wenn man mit Bibliotheken in Kontakt treten möchte, dann empfiehlt Beate Wilper, Koordinatorin des zdi-Zentrums Paderborn, sich an die Bibliotheksleitungen oder auch an Bibliotheksverbände zu wenden. So kam schließlich auch die erfolgreiche Kooperation mit der Stadtbibliothek Salzkotten zustande: Bei einer Präsentation des Projekts MINT 4.OWL, dem unter anderen auch das zdi-Zentrum Paderborn angehört.
Hier könnt Ihr Euch ab dem 1. Juli 2025 die komplette Folge mit Beate Wilper zur Kooperation mit der Stadtbibliothek Salzkotten anhören:

„Zukunftswelten” in Espelkamp: Die Stadtbücherei Espelkamp und das zdi-Zentrum Minden-Lübbecke
Ein weiteres gelungenes Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen einem zdi-Zentrum und einer öffentlichen Bibliothek ist das Projekt „MINT-Ferien: Zukunftswelten“ in Espelkamp. In Kooperation mit der Stadtbücherei Espelkamp und der Kinder- und Jugendförderung der Stadt organisierte das zdi-Zentrum Minden-Lübbecke im Sommer 2022 ein einwöchiges Ferienprogramm für Schüler:innen ab der siebten Klasse. Wie genau der Ferienkurs ablief und was den Teilnehmenden geboten wurde, könnt Ihr im ausführlichen Beitrag nachlesen.
An drei Tagen der Ferienwoche diente die Stadtbücherei Espelkamp als Veranstaltungsort für praxisorientierte Kurse rund um Robotik, Programmierung und weitere MINT-Themen. Für die Bibliothek war diese Kooperation ein strategisch sinnvoller Schritt: Seit der Einrichtung einer „Bibliothek der Dinge“, in der unter anderem Roboter und MakerBoxen ausgeliehen werden können, fehlte es an pädagogischer Begleitung – eine Lücke, die das zdi-Zentrum mit fachlicher und personeller Unterstützung gezielt schließen konnte.

Karin Wewers von der Stadtbücherei betonte damals im Gespräch: „Die Zusammenarbeit klappt ganz wunderbar, die Kompetenzen ergänzen sich sehr gut.“ Ein besonderer Mehrwert der Kooperation: Teilnehmende können in den Kursen den sicheren Umgang mit den Geräten erlernen – ein Vorteil für die spätere Ausleihe. So wird nicht nur Technikbildung gefördert, sondern auch der Zugang zu kostenintensiven Geräten einem breiteren Publikum eröffnet.
Auch aus Sicht des zdi-Zentrums ist die Stadtbücherei eine attraktive Partnerin: Gerade im ländlichen Raum, wo Jugendzentren in den Ferien oft ausgelastet sind, bieten Bibliotheken eine gut erreichbare Alternative – häufig sogar mit bereits vorhandener, hochwertiger und moderner Technik. Diese Infrastruktur kann durch die Expertise des zdi-Teams gezielt aktiviert werden.
Fazit
Die Rolle öffentlicher Bibliotheken in der außerschulischen MINT-Bildung wird immer bedeutender. Viele Bibliotheken stehen an einem Punkt, an dem sie zum aktiven Bildungsort werden möchten – ein Ziel, das sie nicht alleine erreichen müssen. Bibliotheken sind niedrigschwellige Lernorte und können – ausgestattet mit den richtigen Partnerschaften und Konzepten – zu Motoren der digitalen Bildung vor Ort werden. Die Kooperation mit zdi.NRW kann hier eine tragfähige Lösung sein, um Technikkompetenz, didaktische Expertise und Zugang zu Zielgruppen zusammenzuführen.
