Die diesjährigen Sommerferien bieten Kindern und Jugendlichen endlich wieder die Möglichkeit, sich mit anderen MINT-Interessierten auszutauschen. In den zdi-Ferienkursen können sie ein breites Angebot entdecken, das sich oft um ein Thema ganz besonders dreht: RE•use | RE•duce | RE•cycle – aus Alt mach Neu Nachhaltigkeit spielt im Leben vieler Jugendlicher eine große Rolle, wie man im Bericht „Unter der Lupe: Jugendtrends bei der Berufswahl“ nachlesen kann. Wie zeigt sich die Begeisterung für Nachhaltigkeitsthemen in den Ferienkursen? Wie lassen sich aktuelle Wissenschaftstrends in Bereichen wie Windkraft in Kursen für Schüler:innen verständlich umsetzen? Und wie finden Kunst und Design Eingang in die MINT-Bildung? In der Reihe zdi-Feriensommer 2022 möchten wir näher darauf eingehen.
SciFi trifft MINT: Lichtschwert-Bau im zdi-Zentrum Lippe-MINT
Premiere in Köln: Schüler:innen bauen aus Schrott Designerlampen
MINT-Ferien: Zukunftswelten in Espelkamp
SciFi trifft MINT: Lichtschwert-Bau im zdi-Zentrum Lippe.MINT
Welchen Einfluss hat Science-Fiction auf die Wissenschaft von heute? Wie kann sie junge Menschen für MINT begeistern? Und wie findet reale Wissenschaft Eingang in die fiktionale Wissenschaft? Auf Spurensuche beim Ferien-Kurs „Bau‘ dein eigenes Lichtschwert“ im zdi-Zentrum Lippe.MINT
Anfang August ist es auch morgens schon draußen ordentlich warm, doch in den Metallwerkstätten des Lüttfeld Berufskolleg in Lemgo ist es angenehm kühl. Und nicht nur das: Dafür, dass sich hier gleich drei Gruppen von Schüler:innen tummeln, ist es auch unglaublich ruhig, denn alle sind vertieft in ihre Aufgaben: Die einen bearbeiten Blöcke aus Acryl mit Schleifpapier, die anderen löten feine Drähte, die dritte Gruppe erhält im Nebenraum eine Einweisung in die Fräsmaschinen. Was wie ein Grundkurs in Ausbildungsberufen wie Elektrotechniker:in, Zerspanungsmechaniker:in oder Elektroniker:in wirkt, ist tatsächlich ein berufsorientierender Ferienkurs: Die Kursteilnehmenden sollen in die Fußstapfen ihrer Science-Fiction-Held:innen treten und sich ein eigenes Lichtschwert erschaffen – nicht aus Kristallen und Macht, sondern mit Metall und MINT!
„Es freut mich zu sehen, wie begeistert die jungen Menschen hier bei der Sache sind. Bei diesem Kurs zeigt sich wunderbar, wie gut sich MINT-Themen und Science-Fiction vereinen lassen und wie auf diese Weise Begeisterung für MINT geschaffen werden kann“, sagt Georg Mertens vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, welches gemeinsam mit der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit den Kurs über das Förderprogramm zdi-BSO-MINT erst möglich macht. Dadurch können die Jugendlichen kostenfrei an dem Kurs teilnehmen.
Von der Fiktion in die Realität
Lichtschwerter hatten auch schon bei Star Wars einen Symbolcharakter. Sie sollten den Jedi-Rittern einen Hauch von Ehre verleihen, denn sie sind „Nicht so plump und so ungenau wie Feuerwaffen. Eine elegante Waffe aus zivilisierten Tagen.“ So bezeichnet Obi-Wan Kenobi das Lichtschwert, das er Luke Skywalker im Film „Episode IV: Eine neue Hoffnung“ überreicht. Entsprechend bedeutsam ist die Art, wie das Lichtschwert getragen und geführt wird, wie es sich in der Hand anfühlt und was mit dem Schwert verbunden wird. Die Frage: „Woraus würde eine ‚echte‘ Lichtschwert-Klinge bestehen?“ scheint also weniger Bedeutung zu haben als die Frage: „Wie mache ich mein Lichtschwert einzigartig?“. Es steht zunächst ein emotionaler Aspekt im Vordergrund, der den Zugang zu praktischem Wissen erleichtern soll.
Auch Carsten Kießler ist sich dieser Wirkung bewusst. Kießler, Leiter des zdi-Zentrums Lippe.MINT, erinnert sich an die Entstehung des Kurses: „Die Idee für den Kurs entstammt zum einen meiner privaten Leidenschaft für Star Wars, aber auch dem Gedanken, dass man einen guten Lernträger braucht, um Wissen nachhaltig vermitteln zu können. Bei uns ist dieser Lernträger das Lichtschwert. Und dann muss man überlegen: Wie kann ich ein Thema, das junge Menschen interessiert, in Berufsbildung umsetzen? Welche Berufsbilder kann ich wie abbilden?“ Zusammen mit dem „Lernträger Lichtschwert“ würde auch das erlernte Wissen rund um die Herstellung – von technischem Produktdesign über die zerspanende Fertigung und Elektronik bis hin zur Kunststoffverarbeitung – viel eher mit nach Hause genommen. „Die Methode hinter dieser Idee nutzen wir auch in anderen Projekten sehr erfolgreich, zum Beispiel im Bereich 3D-Druck“, sagt Kießler.
Der Erfolg der Methode könnte ein Grund dafür sein, dass im Jahr 2022 in mehreren zdi-Netzwerken Kurse zum Thema Star Wars angeboten werden konnten: Die Sternenkrieger:innen-Workshops im zdi-Zentrum Mönchengladbach oder dem zdi-Netzwerk Kreis Coesfeld konnten die Teilnehmer:innen mit Lichtschwertbau und Kostümgestaltung für handwerklich-technische Themen begeistern. Das zdi-Zentrum Lippe.MINT bietet den Kurs bereits seit 2018 an und ist als Vorreiter im regen Austausch mit anderen Akteur:innen der NRW-weiten zdi-Community. Georg Mertens ist überzeugt: „Der ‚Bau dein Lichtschwert‘-Kurs ist ein gutes Beispiel dafür, welche Vorteile zdi.NRW bietet: Die zdi-Netzwerke können voneinander lernen und ihren Erfahrungsschatz austauschen.“
Neben einem guten Lernträger und einem spannenden Thema muss auch das pädagogische Konzept stimmen, weiß der Medienpädagoge Kai Lenski. Bereits seit acht Jahren fertigt er Lichtschwerter als individuelle Auftragsarbeiten in seinem „ersten Saberstore Deutschlands“ an und war von Anfang an in die Konzeptionierung des Kurses eingebunden. Damit es nicht zum Krach zwischen Erwartungshaltung und Realität kommt, wird das Kurskonzept an die Teilnehmenden angepasst und es sind immer genug Betreuende vor Ort, um angemessene Unterstützung leisten zu können. „Manche Jugendliche realisieren erst im Kurs, wie viel Arbeit sie in das Lichtschwert stecken müssen. Hier leiten wir geduldig an, damit am Ende jede und jeder genau das Lichtschwert bekommt, was er oder sie sich vorgestellt hat“, sagt Lenski. Eine gute Qualität der Lichtschwerter sei auch wichtig, um genau den Symbolcharakter verkörpern zu können, der auch schon Obi-Wan Kenobi so wichtig war: „Deshalb sind unsere Lichtschwerter nicht einfach aus Plastik, sondern massiv, stabil und wertig.“
Die Wissenschaft hinter Lichtschwertern
Lichtschwerter beschäftigen nicht nur die 15 Padawane, die in Lemgo am zdi-Kurs teilnehmen. Forscherinnen und Wissenschaftler verschiedenster Fachrichtungen hinterfragen die Funktionsweise der leuchtenden Kampfgeräte der Jedi-Ritter. Und das schon, seit 1977 der erste Star Wars Film über die Kinoleinwände flimmerte. Prof. Carsten Welsch von der University of Liverpool nutzt Star Wars, um auf aktuelle Entwicklungen in der Wissenschaft hinzuweisen: Zum Beispiel auf die Laserchirurgie, in der Laser anstelle eines Skalpells zum Durchtrennen oder Abtragen von Gewebe genutzt werden, und die – im Gegensatz zu Lichtschwertern – im Jahr 2022 schon lange keine Fiktion mehr ist.
Ein Konsens unter Wissenschaftler:innen scheint allerdings zu sein, dass die Klingen der Lichtschwerter nicht aus Licht oder Lasern bestehen können. Laut einer Theorie, die auch Prof. Carsten Welsch vertritt, könnten die Klingen aus Plasma bestehen. Das Teilchengemisch aus freien Ladungsträgern wird auch als „vierter Aggregatszustand“ bezeichnet und gibt zum einen sehr große Hitze ab, zum anderen ließe es sich durch ein elektromagnetisches Feld formen – beides Eigenschaften, die die Lichtschwerter im Film erfüllen.
Welch immense Kraft in einem Lichtschwert stecken könnte, hat Luke Willcocks, seinerzeit Student an der University of Leicester errechnet[i]: In einem Gedankenexperiment bestimmte er die Kraft eines Lichtschwerts anhand der Geschwindigkeit, in der die Waffe ein Loch in eine Metalltür schneiden kann. Auf stolze 6,96 Megawatt kommt das Lichtschwert laut dieser Berechnung – das entspricht in etwa der Nennleistung einer Windenergieanlage.
In den Lichtschwertern, die in Lemgo entstehen sollen, stecken zwar keine rund sieben Megawatt, die Technik dahinter ist aber immer auf dem neusten Stand. „Vor allem in den USA gibt es einen großen Markt für die Lichtschwerter. Dort wird die verwendete Technik auch stetig weiterentwickelt, zum Beispiel die verwendeten Soundboards. Wir nutzen hier im Kurs einzelne LEDs, um das Schwert zum Leuchten zu bringen. Man kann allerdings auch LED-Streifen verwenden, so lässt sich sogar das Ausfahren der Leuchtklinge nachstellen“, berichtet Kai Lenski begeistert.
Wie sich Fiktion und Realität gegenseitig beeinflussen
Dass der Erfolg der Star Wars–Franchise zum Erfolg des zdi-Kurses beiträgt, bezweifelt von den Veranstaltern und den Teilnehmenden niemand. Der Reiz, ein eigenes Lichtschwert in Händen zu halten, war für die Jugendlichen der Jahrgangsstufen sieben bis elf die größte Motivation, sich für den Kurs anzumelden. Allerdings war auch eine grundsätzliche Freude an handwerklichem Arbeiten bei den meisten gegeben.
Umfragen[ii] unter Schüler:innen und Lehrenden konnten bereits zeigen, dass Science-Fiction – und allen voran die Star Wars Franchise – eine Wirkung auf die Wahrnehmung von Wissenschaften haben kann. Aber nicht nur die Wahrnehmung von Wissenschaft wird beeinflusst, auch Wissenschaftler:innen selbst lassen sie sich von den Visionen der Science-Fiction-Autor:innen beflügeln.
Eine 2018 von der University of Hawaii durchgeführte Studie[iii] konnte zeigen, dass Science-Fiction zumindest im Forschungsbereich der Mensch-Technik-Interaktion eine inspirierende Rolle spielt. Dabei nahm die Zahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen, die sich auf Science-Fiction beziehen, zwischen 1982 und 2017 stetig zu und konnte sich sogar fast verzehnfachen.
Seit Jahrhunderten inspiriert Science-Fiction die Wissenschaft
Denkt man an U-Boote, denkt man an Jule Vernes „20.000 Meilen unter dem Meer“ und seine Nautilus, nach der unter anderem das erste Atom-U-Boot benannt wurde. Erste U-Boote tauchten allerdings schon viel früher auf: 1666 veröffentlichte Margaret Cavendish, Herzogin von Newcastle, „Die gleißende Welt“. Das Werk gilt heute als Vorläufer der Science-Fiction und beschreibt eine utopische Welt, in der die U-Boote noch eher an Kutschen erinnern.
H.G. Wells‘ 1898 veröffentlichtes Buch „Krieg der Welten“ motivierte Robert Goddard zum Physikstudium. Die von ihm entwickelten Raketenantriebe machten die moderne Raumfahrt erst möglich.
Grüne und nachhaltige Stadtentwicklung war bereits in der 1905 erschienenen Kurzgeschichte „Sultana’s Dream“ der bengalischen Schriftstellerin Rokeya Sakhawat Hussain ein Thema: Im utopischen, feministischen „Ladyland“ laufen alle Geräte mit Solarstrom, Asphalt ist durch Grünflächen ersetzt und Wasser wird direkt aus der Atmosphäre gewonnen – von fliegenden, elektrischen Autos ganz zu schweigen.
Bereits 1964 lieferte der Science-Fiction Autor und Physiker Arthur C. Clarke in einem BBC-Interview eine recht genaue Beschreibung unserer heutigen, vernetzen Gesellschaft.
In Science-Fiction kann es weniger darum gehen, wie Technologie funktioniert, sondern darum, was sie mit uns macht und wie sie unser Leben beeinflusst. Diese Idee macht sich auch die Methode des Science-Fiction-Prototyping zu eigen. Dabei werden die Methoden von Science-Fiction-Autor:innen genutzt, um neue Produktideen zu kreieren oder ganze Unternehmen und ihre Strukturen weiterzuentwickeln. Es wird ein eher emotionaler anstelle eines technischen Zugangs geschaffen. So wird die Technologie für eine breitere Masse an Menschen greifbar. Ist ein erstes Interesse geweckt, kann dieses auf einer technischeren Ebene vertieft werden. Zum Beispiel beim Bau eines Lichtschwerts!
[i] Willcocks, Luke. (2017). Calculating The Power Output of Qui-Gon Jin’s Lightsaber. Journal of Interdisciplinary Science Topics. 6. (Abgerufen am 19.07.2022)
[ii] Petit, M.F. & Solbes, Jordi. (2012). Science fiction and the teaching of science. Ensenanza de las Ciencias. 30. 55-72. 10.5565/rev/ec/v30n2.494.(Abgerufen am 20.07.2022)
[iii] Jordan, Philipp & Mubin, Omar & Obaid, Mohammad & Silva, Paula Alexandra. (2018). Exploring the Referral and Usage of Science Fiction in HCI Literature. (Abgerufen am 14.07.2022)
Premiere in Köln: Schüler:innen bauen aus Schrott Designerlampen
Erstmalig organisierte das zdi-Zentrum in Köln den Sommerferienkurs „Praxisprojekt Handwerk trifft Kunst: Upcycling Lampen“. In der Bildhauerei Köln entwarfen und bauten 8 Schüler:innen ihre eigene Lampe. Das Besondere: Zum Bau der Lampen verwendeten sie „Müll“. Ganz nach dem diesjährigen zdi-Motto: Aus alt mach neu!
Fotos: Katrin Kleinau, Bildhauerei Köln
Spannender Mix aus Handwerk, Design, Recycling und Technik
Als die fünf Mädchen und drei Jungen der Klassen 7 bis 11 am ersten Kurstag in der Bildhauerei eintrafen, erwartet sie bereits ein großer Tisch voll mit Schrott: Fundstücke vom Baumarkt oder Flohmarkt, Teile aus der gelben Tonne oder vom Schrottplatz. Daraus suchten sie sich Teile aus, die sie für ihr Lampenprojekt nutzen wollten. Und in den folgenden fünf Tagen gestalteten die Schüler:innen dann daraus ihre eigene Upcycling-Lampe.
Dabei begleiteten sie zwei Dozent:innen von der Bildhauerei Köln. Sie vermittelten ihnen Basiswissen zu Formen und Design, zum Medium Licht als Objekt sowie Elektrotechnik und Lichttechnik. Außerdem leiteten sie die Jugendlichen ganz individuell beim Umgang mit verschiedenen Materialien wie Holz, Plastik oder Metall an.
Und ganz nebenbei lernten die Jugendlichen so einiges über Nachhaltigkeit. Welchen Nutzen kann Müll noch haben und wie kann man ihn wiederverwerten?
Am Ende des Kurses präsentierten die Schüler:innen ihre Lampen bei einer Vernissage. Eingeladen waren auch Familie und Freunde.
Künstler:innen werben für Kreativität und Nachhaltigkeit
Im Handwerker- und Künstleratelier in Köln lädt schon das Ambiente zum Kreativwerden ein. Überall sieht man Kunstgegenstände und Werkzeuge, es riecht nach Holz und Farbe. Zwei Künstler:innen des Ateliers haben den Ferienkurs geleitet: Eik Niemann, Tischler, Handwerker und Allrounder und Katrin Kleinau, diplomierte Künstlerin und Bildhauerin.
„Mir macht es besondere Freude, Bewusstsein dafür zu schaffen, sich mit Formen, Materialien und Oberflächen von Fundstücken unter ästhetischen Aspekten auseinanderzusetzen“, sagt Katrin Kleinau. Sie möchte die Lust fördern, Müll kreativ neu zu erschaffen und einen wertschätzenden Blick darauf zu werfen. „Denn ursprünglich ist der Schrott, mit dem wir in den letzten fünf Tagen arbeiteten, aus wertvollen, fossilen Materialien gefertigt“ fügt sie hinzu.
Auch Eik Niemann blickt optimistisch auf die fünf Tage mit den Schüler:innen zurück: „Ich hoffe, dass wir anhand der Umsetzung handwerklich als auch künstlerisch zeigen konnten, wozu Schrott noch alles verwendet werden kann und wir bei den jungen Menschen den Horizont noch weiter öffnen konnten.“
Ein ganz besonderer Kurs, der nach Wiederholung schreit
Sandra Grinblats vom zdi-Zentrum in Köln ist so begeistert von diesem Ferienkurs, dass sie ihn auf jeden Fall wieder anbieten möchte. „Der Kurs war außergewöhnlich; individuell, haptisch, praktisch und kreativ“, beschreibt sie begeistert. „Es war einfach toll, zu sehen, was für tolle Objekte aus Müll entstehen.“
Besonders erwähnenswert ist auch der persönliche Effekt auf die Jugendlichen. Man konnte ihnen ansehen, wie der kreative Prozess und das selbstgestaltete Objekt ihrem Selbstwertgefühl guttaten.
Das bestätigt auch die Schülerin Viktoria Schurig. „Ich liebe es, Zuhause zu basteln, bauen … und als der neue Newsletter kam und meine Eltern ihn mir vorgelesen haben, da hat mich „HANDWERK TRIFFT KUNST“ direkt angesprochen! Daher hab ich mich gleich angemeldet. Der Kurs war einfach nur WUNDERSCHÖN und hat MEGA Spaß gemacht! Ich hätte nicht gedacht, dass wir so tolle Lampen bauen und dass die Zeit so schnell vergeht. Ein Tag war wirklich verrückt: gefühlt fast GAR NICHTS GESCHAFFT, dabei aber die ganze Zeit MEGA beschäftigt mit bohren, feilen, schneiden…
Vielen Dank dass ich dabei sein durfte!!!“, bedankt sich die Schülerin in einer Mail bei den Organisator:innen.
MINT-Ferien: Zukunftswelten in Espelkamp
„Ihr + MINT = Zukunft“, diese Gleichung ging in den MINT-Ferien in Espelkamp auf. Eine ganze Woche lang konnten Kinder und Jugendliche an zwei Veranstaltungsorten forschen, experimentieren und sich mit aktuellen MINT-Themen auseinandersetzen. Manche konnten dabei MINT-Themen ganz neu für sich entdecken, andere waren „Wiederholungstäter“ und schon mehrfach bei MINT-Kursen des zdi-Zentrums dabei. Gemeinsam hatten sie eins: Lust auf MINT!
Man kann die Begeisterung in der Stimme von Stefan Kiel, dem Projektverantwortlichen von Seiten des zdi-Zentrums Minden-Lübbecke, gut heraushören, wenn er über den Ferienkurs spricht: „Es gab weniger Anmeldungen in diesem Jahr, was verständlich ist. Immerhin nutzen viele Familien die Schulferien für den lange ersehnten Urlaub. Diejenigen, die bei unseren Kursen dabei sind, sind dafür umso motivierter und interessierter und beteiligen sich sehr aktiv. Das macht allen Beteiligten großen Spaß.“
Den Spaß an der Sache merkt man den Teilnehmer:innen der MINT-Ferien gleich an, als sie sich auch in der angesetzten Pause nicht von den Windrad-Baukästen weglocken lassen. Am heutigen Freitag steht nämlich nachhaltige Energie in Form von Windkraft auf dem Programm. An einem selbst zusammengebauten Windrad-Modell können Experimente durchgeführt werden: Wie viel Energie erzeugt das Windrad? Und welche Art von Rotoren eignet sich am besten zur Energiegewinnung? Die Ergebnisse ihrer Experimente können die Kinder und Jugendlichen direkt in die Tat umsetzen und Rotoren für ihr Windrad bauen; mit den jeweils besten Eigenschaften in Länge, Breite, Neigung und Anzahl.
Unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden
„Normalerweise sind unsere Kurse zwei Stunden lang, heute wird er fünf Stunden dauern. Bei dieser Gruppe ist das aber gar kein Problem, weil alle sehr motiviert und engagiert sind – und so kann sich jede und jeder so viel Zeit nehmen, wie nötig“, freut sich der Lehramtsstudent Eduard Schmidt, während sein Kollege Jakob Hübler ganz von einer Gruppe Kinder eingenommen wird und mit Engelsgeduld die Formeln erklärt. Schmidt gehört seit kurzem zu der Gruppe von Studierenden der Uni Paderborn, die das dortige Schüler:innenlabor und auch Kurse wie diesen betreuen. Die Bedürfnisse und Ansprüche der Teilnehmenden sind sehr unterschiedlich. Denn während die einen Formeln zur Leistungsberechnung aufstellen, sind die anderen noch mit der Aufbauanleitung beschäftigt.
Das Kursmodul zur Energieumwandlung bei Windkraftanlagen wurde von Studierenden der Uni Paderborn entwickelt und wird auch von ihnen durchgeführt. Aus Sicht der beiden Lehramtsstudenten bietet die Möglichkeit, sich an einem außerschulischen Lernort mit Kindern und Jugendlichen zu beschäftigen, einige Vorteile. Vor allem Jakob Hübler, der die Fächerkombination Chemie und Sport studiert, freut sich über den eher technisch-mathematischen Input der Kurse und die neuen Einblicke, die er dadurch erhält: Die praktischen Ansätze, mit denen Schüler:innen an außerschulischen Lernorten für MINT-Themen begeistert werden können, böten frische Ideen für die Unterrichtsgestaltung. Auch die Zusammenarbeit mit Kindern, die sich freiwillig in ihrer Freizeit mit MINT beschäftigen möchten und entsprechend motiviert sind, sei sehr angenehm.
Die Universität Paderborn und das Heinz Nixdorf MuseumsForum betreiben gemeinsam das „Schülerlabor coolMINT.paderborn“. Das Schülerlabor ist Teil des Projekts MINT-Community 4.OWL, dem auch insgesamt sechs zdi-Zentren angehören. Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Sowohl bei der Entwicklung der Kursmodule durch die Uni Paderborn als auch bei der Planung von Veranstaltungen durch das zdi-Zentrum Minden-Lübbecke ist das Thema Nachhaltigkeit von großer Bedeutung: „Regenerative und nachhaltige Themen in unser Programm einzubauen, ist für uns Pflicht“, sagt Stefan Kiel. Neben dem Modul zur Windenergie standen in der MINT-Ferienwoche auch noch Informatik und Robotik auf dem Programm: Besonders gut kamen die Roboter an, mit denen von Dienstag bis Donnerstag gearbeitet wurde.
Am Montag stand das Modul „Make Light“ auf dem Plan, das ebenfalls von der Uni Paderborn angeboten wird. Das Programmieren mit Arduino-Boards blieb den Teilnehmenden nachhaltig in Erinnerung. Beim gesamten Programm der MINT-Ferien zeigte sich wieder die Anpassbarkeit an die verschiedenen Bedürfnisse der Teilnehmenden: Sie konnten unterschiedlich komplexe Projekte programmieren oder mit Farbblöcken anstelle einer textbasierten Programmiersprache arbeiten.
Bücherei und zdi-Zentrum: Eine vielversprechende Partnerschaft
Neben dem Jugendzentrum Isy7 war an drei Tagen der Ferienwoche die Stadtbücherei Espelkamp Veranstaltungsort für die MINT-Ferien. Karin Wewers, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit der Stadtbücherei, erzählt, wie es zu der Zusammenarbeit mit dem zdi-Zentrum kam: „Vor zwei Jahren haben wir eine ‚Bibliothek der Dinge‘ eingerichtet. Man kann sich Technik rund um das Thema Robotik ganz einfach bei uns ausleihen. Dabei fehlt aber oft eine pädagogische Betreuung, die wir von der Bücherei allein nicht in dem Umfang leisten können. Als kompetente Partnerin wurde uns daher das zdi-Zentrum Minden-Lübbecke empfohlen, die uns seitdem mit fachkräftiger personeller Unterstützung aber auch bei der inhaltlichen Umsetzung der Veranstaltungen zur Seite stehen. Die Zusammenarbeit klappt ganz wunderbar, die Kompetenzen ergänzen sich sehr gut. Das spiegelt sich auch in den reibungslosen Abläufen der Kurse wider.“
Einen weiteren Vorteil sieht Karin Wewers darin, dass die Teilnehmenden das Angebot der „Bibliothek der Dinge“ direkt in der Bücherei kennenlernen können und zugleich in den Kursen lernen, wie sie mit den Gegenständen richtig umgehen. Das erleichtert die Ausleihe, da man durch den Kurs nachweisen kann, dass ein ordentlicher Umgang mit Roboter und Co. gewährleistet ist. Für den Verleih der MakerBoxen, die die Bücherei auch im Angebot hat, sind allerdings keine Vorkenntnisse nötig. Karin Wewers weiß: „Vor allem die Roboter sind ja schon recht teuer. Bevor Eltern gewillt sind, so viel Geld in die Hand zu nehmen, kann es helfen, einen Roboter zunächst bei uns auszuprobieren und vielleicht auch auszuleihen. So wird der Zugang zu Technik einem viel breiteren Spektrum an Menschen möglich gemacht.“
Die Zusammenarbeit zwischen Stadtbücherei und zdi-Zentrum wird von beiden Seiten als eine absolute „win-win“-Situation empfunden und soll in Zukunft auf jeden Fall fortgesetzt werden. Gerade im ländlichen Raum und in einer flächenmäßig großen Region bieten sich Büchereien und Bibliotheken als Partner für zdi-Netzwerke an. Sie finden sich in den meisten Städten, wodurch sich ein großes Netz an Veranstaltungsorten ergibt. Außerdem sind Büchereien und Bibliotheken oft mit hochwertigen technischen Geräten ausgestattet, die aus Mangel an Personal allerdings nicht so stark genutzt werden, wie es sein könnte. Hier können zdi-Netzwerke mit fachkundigem Personal aushelfen und dabei die vorhandene Technik sowie den Standortvorteil nutzen. „Gerade in den Ferien sind die Jugendzentren oft voll ausgebucht und stehen als Veranstaltungsort für unsere MINT-Ferienkurse nicht zur Verfügung. Die Stadtbücherei bietet hier eine ganz hervorragende Alternative“, bestätigt Stefan Kiel.
„Es freut uns, dass wir Angebote schaffen können, in denen sich verschiedenste Akteur:innen der Region zusammenfinden und einbringen können. Dabei ergänzen sich die verschiedenen Angebote sinnvoll und werden so den Bedarfen unserer Zielgruppen gerecht“, fasst Carmen Ruffer, zdi-Koordinatorin des zdi-Zentrums Minden-Lübbecke zusammen. Die Veranstalter:innen sehen bereits in Richtung Herbstferien, in denen erneut gemeinsame Projekte umgesetzt werden sollen.