
Naturwissenschaften als zweite Liebe – und erste Wahl für die Zukunft
Schon in der Grundschule war den Lehrkräften klar: Raja hat eine ganz klare Neigung für Sachkunde. Warum es trotzdem bis zur elften Klasse dauerte, bis ihre Leidenschaft für Biologie voll entbrannte und welche Rolle zdi.NRW dabei gespielt hat, erzählt sie uns im zdi-Heldinnen-Portrait.
Der bewegte Weg zur MINT-Leidenschaft
Wir erreichen Raja für unser Gespräch in Stockholm. Hier plant sie, ein Auslandssemester zu absolvieren und erkundet deshalb die Stadt und das Leben dort schon vorher. Für Raja ist es wichtig, verschiedene Städte und Studienumgebungen kennenzulernen – ein Ansatz, den sie auch schon bei früheren Entscheidungen verfolgt hat. „Ich probiere Dinge gerne aus, bevor ich mich festlege. Mit zdi habe ich das genauso gemacht“.
Bevor es dazu kommen sollte, sich in praktische MINT-Erfahrungen zu stürzen, prägte allerdings das Tanzen Rajas Leben: „Ich war auf einem naturwissenschaftlichen Gymnasium mit Tanzzweig, hatte viele Tanzstunden und dachte lange, dass das meine Zukunft sein könnte.“ In der elften Klasse setzte sich dann aber ihr naturwissenschaftliches Interesse durch: „Biologie und Mathe waren schon immer meine Lieblingsfächer. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass Biologie mehr ist als nur Schule – es ist etwas, wofür ich mich wirklich begeistere“.
zdi-Schüler:innenlabor weckt Begeisterung
Für ihre Facharbeit entschied sich Raja für ein Thema, das persönliche Bezüge hatte. „Ich habe selbst eine Erdnuss-Anaphylaxie und fand das Thema Allergien deshalb spannend. Ich habe mich dann für den Nachweis von Sojaallergenen entschieden, weil Soja heute viel häufiger konsumiert wird“. Mithilfe von PCR und Gelelektrophorese überprüfte sie Produkte auf Sojaanteile und diskutierte in ihrer Arbeit die Aussagekraft von Allergen-Kennzeichnungen auf Lebensmitteln.
Besonders prägend war für Raja die Unterstützung durch das zdi-Schüler:innenlabor Just Science und die Kontakte, die daraus entstanden sind. Bis heute steht sie im Austausch mit Dozentinnen von Just Science: „Ich finde es total schön, wenn man mit jemandem sprechen kann, der die gleiche Begeisterung hat. Sie haben mir Unsicherheiten genommen und mich unterstützt. Dafür bin ich sehr dankbar“.
Was sind PCR und Gelelektrophorese?
- PCR (Polymerase-Kettenreaktion): Ein Verfahren, mit dem DNA im Labor vervielfältigt wird. Selbst kleinste Mengen lassen sich so millionenfach kopieren und sichtbar machen.
- Gelelektrophorese: Eine Methode, um DNA-Stücke nach ihrer Größe zu trennen. Die DNA wandert durch ein Gel und wird mit Strom sichtbar gemacht – das Ergebnis sind Banden, die zeigen, ob bestimmte Gene oder Stoffe (z. B. Allergene) enthalten sind.
Ihre ehemalige zdi-Dozentin Carla Siebenkotten, die ebenfalls Biowissenschaften in Heidelberg studiert, ist für sie ein Vorbild: „Man merkt bei ihr einfach, dass sie Biologie so gerne mag und ihren Weg gegangen ist. Diese Begeisterung ist ansteckend“.
Mädchen in MINT
Die Frage, ob sie als Junge vielleicht stärker gefördert worden wäre, stimmt Raja nachdenklich: „Das ist eine gute Frage, über die ich mir tatsächlich noch keine Gedanken gemacht habe. Bis jetzt habe ich nicht das Gefühl, benachteiligt worden zu sein. Ich wurde von meinen Lehrern gefördert, ich habe mich im zdi-Schüler:innenlabor gefördert gefühlt“.
Gleichzeitig macht sie deutlich, dass sie mögliche Unterschiede erst später erwartet: „Ich kann mir gut vorstellen, dass es ein Thema wird, wenn man Bewerbungsgespräche führt und sich für Stellen bewirbt. Bis jetzt im Studium ist das Geschlecht nicht entscheidend, da zählt vor allem der Abiturschnitt. Aber später könnte es anders sein“.
Damit betont Raja, dass Mädchenförderung im MINT-Bereich wichtig bleibt – auch wenn sie selbst bisher positive Erfahrungen gemacht hat. Ihr eigener Weg zeigt: Begeisterung und Unterstützung können Hürden abbauen, aber strukturelle Fragen bleiben relevant.
Ausprobieren und mutig sein

Heute studiert Raja Biowissenschaften in Heidelberg, arbeitet nebenbei als Wissenschaftliche Hilfskraft am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und sammelt so schon früh Einblicke in die Forschungspraxis. Dass nicht alles glatt läuft, nimmt sie gelassen: „Mir ist mal bei einer Gelelektrophorese der Marker ausgegangen. Ich musste neuen anrühren und in der Zwischenzeit sind alle Proben sind diffundiert und waren nicht mehr brauchbar. Das war ärgerlich – aber daraus lernt man“.
Ihr Credo lautet: ausprobieren und mutig sein. „Ich bin total froh, dass ich mich getraut habe, direkt im ersten Semester im Labor zu arbeiten. Man sollte den Schritt wagen, wenn man Begeisterung hat. Gerade als Schüler:in sollte man Dinge ausprobieren“.
Die nächste Herausforderung könnte das Auslandssemester in Stockholm sein. Die Stadt ist für Raja besonders spannend, weil dort Forschung eine zentrale Rolle spielt. Das Nobelpreis-Museum inspiriert sie zusätzlich, ihren Weg in der Wissenschaft weiterzugehen.
Wünsche für die Zukunft
Für die Zukunft von zdi.NRW hat Raja einen klaren Wunsch: „Ich würde mich extrem freuen, wenn man als junger Mensch noch mehr über das Programm erfährt. Denn die Angebote von zdi.NRW sind eine extreme Bereicherung für alle, die sich über den Schulstoff hinaus für Naturwissenschaften interessieren“.
Ihre Botschaft an andere ist einfach: „Folgt euren Interessen, sucht euch Menschen, die euch inspirieren, und wagt den Schritt, wenn euch etwas begeistert!“
Weitere inspirierende Portraits von zdi-Heldinnen findet Ihr auf der Themenseite zum zdi-Heldinnen-Oktober: