Was steckt hinter dem Förderprogramm? Warum lohnt sich bei der Kurskonzeption ein Blick über den Tellerrand? Und wie schnell können die Fördergelder fließen? Heinz Stöckemann von der zdi-Landesgeschäftsstelle liefert die Antworten im Interview.
Heinz Stöckemann ist studierter Volkswirt und Berater bei der matrix GmbH & Co. KG. Er ist primär im Projekt zdi.NRW tätig, wo er gemeinsam mit Gregor Frankenstein-von der Beeck das Förderprogramm zdi-BSO-MINT betreut.
Lieber Heinz, zdi-BSO-MINT – was versteckt sich hinter diesem kryptischen Akronym?
zdi-BSO-MINT ist einfach die Abkürzung für vertiefte Berufs- und StudienOrientierung im MINT-Bereich im Rahmen von zdi.NRW. Im Kern geht es bei dem Förderprogramm darum, Schüler*innen allgemeinbildender Schulen anhand von Kursen und Workshops detaillierte Einblicke in MINT-Ausbildungs- und -Studiengänge zu ermöglichen.
Das Programm ist ein wichtiger Baustein bei zdi, bei dem es darum geht, den Schüler*innen ab der Klasse 7 und bis zur Klasse 13 zu zeigen, was bestimmte Berufsbilder beinhalten. Was sind die Zukunftsperspektiven von bestimmten Ausbildungs- oder Studienfächern? Bei zdi-BSO-MINT können sich die Schüler*innen in potenziellen Berufsfeldern ausprobieren. Dabei geht es nicht nur darum, Interesse zu wecken und zu manifestieren, sondern auch darum, falschem Interesse vorzubeugen. Auch ein „Nein, ich möchte so etwas nicht machen.“ ist genauso wichtig wie ein „Ja, das kann ich mir für meine berufliche Zukunft super vorstellen.“ Dafür ist zdi-BSO-MINT da. Um als Schüler*in das eigene Interesse zu ergründen und Erkenntnisse über die eigenen Fähig- und Fertigkeiten festzustellen.
zdi-BSO-MINT
Das Programm wird von der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit und dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW gemeinsam jeweils zur Hälfte getragen. Letzteres ist zugleich Auftraggeberin von zdi.NRW.
Ist das Förderprogramm eine Antwort darauf, dass es zu wenig Nachwuchs im MINT-Bereich gibt? Oder wurde das Programm präventiv initiiert?
Das Programm gibt es nun seit über 11 Jahren. Dass gerade MINT-Berufe und MINT-Studiengänge jetzt und in den kommenden Jahren einen Fachkräftemangel aufweisen werden, war damals bereits abzusehen. Es wurde also geschaffen, um der drängenden Fachkräftesituation in NRW frühzeitig Herr zu werden. Es ist aber auch ein Präventionsprogramm, denn vertiefte Berufs- und Studienorientierung, die hört nie auf. Berufe und Berufsbilder sind im stetigen Wandel. Das, was beispielsweise heute ein*e Anlagen- und Maschinenführer*in wissen muss, das ist kaum zu vergleichen mit dem, was vor zwanzig Jahren noch gängig war.
Über eure Schreibtische gehen alle zdi-BSO-MINT-Anträge. Was macht in deinen Augen eine erfolgreiche zdi-BSO-MINT-Maßnahme aus?
Zentraler Bestandteil von allen zdi-Kursen ist, dass den Kindern und Jugendlichen nicht einfach nur erklärt wird, was ein bestimmter MINT-Bereich oder MINT-Beruf beinhaltet, sondern dass die Schüler*innen es selbst praktisch erfahren. In zdi-BSO-MINT-Kursen fokussieren sich die Teilnehmenden zusammen mit den Dozierenden auf ein bestimmtes MINT-Thema. Im Laufe des Kurses zeigen die Dozierenden dann Spezialisierungen innerhalb von Berufsbildern auf. Deswegen ist es wichtig, sich bei der Kurskonzeption zu überlegen, wie eine heterogene Schüler*innengruppe tatsächlich begeistert werden kann. Im Idealfall werden die Schüler*innen in die Maßnahmenkonzeption mit eingebunden. Wie die zdi-Regionen die einzelnen zdi-BSO-MINT-Maßnahmen im Detail umsetzen, das ist ihnen natürlich selbst überlassen. Sie sind in der Kursgestaltung nahezu frei. Viele Regionen kommen auf richtig tolle Ideen, mit denen sie die Schüler*innen begeistern. Was die Dozierenden in solchen Kursen dann oft zu hören bekommen, ist: „Ich wusste gar nicht, dass ich das kann und was damit alles zusammenhängt!“ Gerade solche Momente zeigen, wie wichtig die Maßnahmen sind. Denn nicht immer ist den Schüler*innen bewusst, was sich genau hinter bestimmten MINT-Berufen versteckt und in welchen Berufen, die augenscheinlich nichts mit MINT zu tun haben, doch eine ganze Menge MINT steckt.
Gibt es bei der Kurskonzeption bestimmte Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen? Steckt hinter Antragstellung und Genehmigung ein komplizierter und langwieriger Prozess?
Es gibt einige wenige Formalia, wie etwa die Mindestanzahl an Teilnehmenden, eine entsprechende fachliche Qualifikation der Dozierenden oder eine Mindestlaufzeit. Aber die Formalia sind bewusst niederschwellig gehalten, damit möglichst viele zdi-Regionen Maßnahmen zur Berufs- und Studienorientierung durchführen können. Aufgrund der geringen Mindestanforderungen sind zdi-BSO-MINT-Maßnahmen auch sehr kurzfristig umsetzbar.
Wenn man ein gutes Konzept und ein spannendes Thema hat, das die Jugendlichen interessiert, dann lässt sich ein Kurs schnell verwirklichen und umsetzen. Wir als zdi-Landesgeschäftsstelle sind immer begeisterungsfähig, wenn die zdi-Regionen mit neuen Ideen um die Ecke kommen. Im Idealfall erkundigen sich die zdi-Akteure vor der Konzeption des Kurses nach den Formalia. Denn wenn alles stimmig ist, dann können wir eine solche Maßnahme auch kurzfristig genehmigen.
Was wünschst du dir für die Zukunft des Förderprogrammes zdi-BSO-MINT?
Ich wünsche mir mehr Mut bei der Konzeption neuer Angebote. Egal ob Kunst, Kultur oder Sport. Egal ob Industrie, Handel, Dienstleistung oder Handwerk. Egal ob Ausbildung oder Studium. MINT ist interdisziplinär und findet sich überall wieder! Man kann als zdi-Region durchaus mal überlegen: Was habe ich schon lange im Portfolio, was könnte ich umgestalten oder sogar neu konzipieren? Bei zdi.NRW sagen wir den Schüler*innen immer: Testet euch aus! Probiert neue Sachen! Das gilt genauso für die zdi-Regionen. Probiert neue Sachen aus, denn nur so kommen innovative Ideen und Angebote zustande. Fragt die Schüler*innen, worauf sie Lust haben und was sie gerne mal machen oder erforschen würden. Entwickelt gemeinsam Angebote. Mittlerweile hat jede zdi-Region einen gewissen Partnerstand an Schulen. Versucht über die Schulen mit den Schüler*innen in den Diskurs zu gehen. Das ist natürlich alles einfacher gesagt als getan. Dafür braucht man Partner, Unternehmen und Hochschulen, die einem als zdi-Region zur Seite stehen. Aber auf gute Ideen springen auch Unternehmen und Hochschulen schnell an.
Vielen Dank für das Gespräch!
zdi-BSO-MINT hat inzwischen 400.000 Teilnehmer*innen erreicht. Hier geht es zur Jubiläumsgeschichte.
Sie brauchen Inspiration bei der Kursgestaltung? Hier finden Sie eine Übersicht besonders gelungener Maßnahmen und innovativer Ideen aus der zdi-Community der letzte Jahre.
Alle Infos zum Förderprogramm und Kontaktmöglichkeiten finden Sie hier: www.zdi-portal.de/zdi-bso-mint.