Die Bundesregierung hat beschlossen, dass ab August 2026 schrittweise alle Grundschulkinder in Deutschland einen Platz für die Ganztagsbetreuung (Offene Ganztagsschule, kurz OGS) bekommen. Dies bedeutet, jedes in NRW im Schuljahr 2026/2027 eingeschulte Grundschulkind und alle folgenden Jahrgänge haben einen Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung.
Ziel der Maßnahme ist es, die Bildungsqualität und Chancengleichheit für Grundschulkinder zu verbessern und Eltern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern. Die Länder sind dafür verantwortlich, den Rechtsanspruch umzusetzen und die Qualität der Ganztagsbetreuung zu gewährleisten. Nun gilt es, Konzepte für den Offenen Ganztag zu entwickeln, die den individuellen Bedürfnissen und Gegebenheiten entsprechen.
Der Offene Ganztag an Grundschulen bietet somit ein spannendes Feld, das bisher noch wenig im Fokus der zdi-Community liegt. Und dass, obwohl Grundschulen zu den Top-Drei Schulformen gehören, mit denen bereits Partnerschaften mit zdi-Netzwerken bestehen.
Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um aktiv zu werden und sich den neuen Möglichkeiten zu öffnen! Doch wie können die Anbieter:innen von außerschulischen MINT-Angeboten die neu entstehenden Strukturen nutzen, um eigene MINT-Angebote zu integrieren?
In diesem Unter der Lupe-Beitrag untersuchen wir genau diese Möglichkeiten und zeigen, wie die zdi-Community einen Beitrag leisten kann, um MINT-Themen im Offenen Ganztag an Grundschulen ideal einzubringen und so Zukunftskompetenzen zu stärken.
Individuelle Förderung und Chancengerechtigkeit
Die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz vom Oktober 2023 zum Thema Ausbau des Offenen Ganztags bezieht sich auch auf die Inhalte der Angebote, die zukünftig den Offenen Ganztag gestalten sollen: Dabei wird besonderer Wert auf eine individuelle Förderung, Persönlichkeitsentwicklung und die Förderung von Chancengerechtigkeit gelegt. Die Angebote im Offenen Ganztag sollen danach streben, den Schüler:innen ein breit gefächertes und erstklassiges Angebot an Bildungs- und Freizeitaktivitäten zur Verfügung zu stellen, das individuell auf ihre Bedürfnisse und Interessen zugeschnitten ist. Punkte, die sich sicherlich auch die Angebote der zdi-Community auf die Fahne geschrieben haben.
Die Ganztagsschule soll in einem durchdachten und strukturierten konzeptionellen Zusammenhang mit dem regulären Unterricht stehen, um eine nahtlose Verknüpfung von Lerninhalten und außerschulischen Aktivitäten zu gewährleisten. Darüber hinaus strebt die Ganztagsschule eine enge und kooperative Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften, Schüler:innen, Erziehungsberechtigten, außerschulischen Partner:innen und Schüler:innenvertretungen an, um ein ganzheitliches Bildungs- und Betreuungskonzept zu schaffen.
Weiterführende Hinweise, Tipps und Links zum Offenen Ganztag für die Primarstufe findet Ihr zum Beispiel im Werkzeugkoffer der Serviceagentur „Ganztägig lernen.” NRW
Die Agentur steht Euch gerne beratend bei Fragen rund um den Ganztag zur Verfügung!
Im Gegensatz zum gebundenen Ganztag, bei dem Angebote in Form von AGs fest in den ganztägigen Unterricht integriert werden, ist der offene Ganztag freiwillig und kann freier gestaltet werden. Dies ermöglicht es unterschiedlichen Bildungsanbieter:innen, eigene Bildunsgangebote in das Nachmittagsprogramm einzubinden. Durch den ab 2026 geltenden Rechtsanspruch kann davon ausgegangen werden, dass der jetzt schon sehr hohe Bedarf an solchen Angeboten noch weiter steigen wird.
Soweit die Rahmenbedingungen für Angebote im Offenen Ganztag. Doch warum sollte die zdi-Community OGS vermehrt in den Fokus nehmen?
Frühe MINT-Bildung lohnt sich
Die Vorteile früher MINT-Bildung sind mittlerweile hinreichend bekannt: Das praxisnahe Erforschen und Entdecken fördert nicht nur die Selbstwirksamkeit der jungen Menschen, sondern wirkt sich auch positiv auf Lese- und Sprachkompetenzen aus. Außerdem sind Grundschulkinder noch nicht so sehr durch (Gender-)Klischees geprägt. Deshalb sind die Zugänge zu MINT-Themen, zum Beispiel für Mädchen, noch leichter. Aber auch anderen sogenannten Easy-to-igore-Gruppen wird durch einen früheren Zugang und die strukturelle Einbindung der Zugang zu den Angeboten und somit auch der Einstieg in MINT-Themen erleichtert. Durch das praktische Forschen und Entdecken ermöglichen MINT-Angebote alltagsnahe Teilhabe.
Im Rahmen des MINT-Aktionsplans 2.0 wurden mehrere Forschungsprojekte gestartet, die sich mit MINT-Bildung an Kitas und Grundschulen auseinandersetzen. Eine Auswahl:
Namaki
Das Projekt NAMAKI unterstützt Kitas bei der Entwicklung einer alltagsintegrierten, ko-konstruktiven MINT-Bildung, die an die Fragen und Interessen der Kinder anknüpft und Diversität und Bildungsfairness berücksichtigt. Dabei werden die Kita-Fachkräfte, die Kinder und die Grundschullehrer:innen einbezogen und wissenschaftlich begleitet. Das Projekt erstellt Good-Practice-Beispiele in Form von Fallstudien, einer filmischen Dokumentation, einem Begleitheft und einer App, die anderen Kitas zur Verfügung gestellt werden.
DearH_MINT
Das Projekt DearH_MINT erforscht, wie Grundschüler:innen MINT-spezifische Denk-, Arbeits- und Handlungsweisen (DAH) wie Experimentieren, Erkunden oder Argumentieren lernen können. Dazu werden Lernumgebungen für die Bereiche Mathematik, Naturwissenschaften und Technik entwickelt und evaluiert. Das Ziel ist, die Teilhabe an einer durch MINT geprägten Gesellschaft und die Aneignung von MINT-Wissen zu fördern.
transMINT4.0
Das Projekt transMINT4.0 erforscht und entwickelt digitale Lehr- und Lernangebote für naturwissenschaftlich-technische Themen, die den Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule erleichtern sollen. Die Angebote orientieren sich an den Zielen der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und beziehen außerschulische Lernorte ein.
EnvironMINT
Das Ziel des Projekts EnvironMINT ist es, Kinder, Eltern, Schulen und Fab Labs für nachhaltige Maker-Aktivitäten zu vernetzen. Dabei sollen digitale Kompetenzen und MINT-Interessen gefördert werden. Das Projekt basiert auf einem partizipativen und iterativen Ansatz, der die Bedürfnisse und Erfahrungen der Zielgruppen berücksichtigt.
Kooperationen mit OGS brauchen innovative Angebote
Im Februar 2024 veröffentlichte das Nationale MINT-Forum eine bundesweite vom TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen an der Universität Ulm durchgeführte Studie zum Thema MINT-Bildung im Ganztag an Grundschulen. Im Rahmen der Studie zeigt sich nicht nur der große Bedarf, der sich im Ganztagsbereich für MINT-Bildungsangebote auftut. Als Datengrundlage dienten dabei unter anderem auch die Angebote der zdi-Netzwerke und zdi-Schüler:innenlabore. Bundesweit wurden 391 MINT-Anbieter:innen mit passenden Angeboten für den Ganztag in der Grundschule identifiziert, davon 123 Schüler:innenlabore, und deren Daten ausgewertet.
Dabei sind die Zahlen für NRW, was die Kooperationen von MINT-Bildungsanbieter:innen und Grundschulen angeht, ernüchternd – obwohl Grundschulen und zdi-Netzwerke bereits häufig partnerschaftlich verbunden sind.
„Wenn man die Anzahl der identifizierten Anbieter pro Bundesland, die aktuell oder potenziell in der Zukunft eine Kooperation mit Grundschulen eingehen können, an der Anzahl der vorhandenen Grundschulen normiert, zeigt sich, dass rechnerisch zwischen 1,6 % (Bayern) und 19 % (Bremen) der Grundschulen mit einem externen MINT-Anbieter kooperieren könnten (vgl. Abb. 3). Hier ist zu beachten, dass es sich dabei um MINT-Akteure mit ganz unterschiedlichen Angeboten handelt, die in Format und Laufzeit nicht unbedingt für eine Einbindung in den Ganztag geeignet sind. Berücksichtigt man dies zusätzlich, finden sich rechnerisch nur noch 0,2 (Bayern) bis 4,8 (Bremen) Anbieter pro 100 Grundschulen (vgl. Abb. 4).” (Quelle: Studie „MINT-Angebote im schulischen Ganztag Schwerpunkt Grundschule”, S. 13).
Der Schlüssel zu dieser Diskrepanz zeigt sich zum einen, wenn man auf die absoluten Zahlen schaut, wie Dr. Petra Arndt im zdi-Podcast erläutert. Mit rund 2.800 Anbietern, die in NRW regelmäßig mit Grundschulen zusammenarbeiten, steht NRW hier sogar bundesweit an der Spitze. Allerdings ist die Grundschuldichte so hoch, dass das objektiv hohe Angebot trotzdem nicht alle erreichen kann. Es ist also klar, dass zdi.NRW alleine die steigende Nachfrage an Angeboten nicht wird decken können.
MINT-Bildung im Ganztag
Hier findet Ihr die Studie „MINT-Angebote im schulischen Ganztag Schwerpunkt Grundschule”:
Zum anderen könnte die Diskrepanz in der Definition von „für Grundschulen geeigneten Angeboten” liegen: „Bei den Auszählungen wurden sowohl langfristige Angebote als auch Kurzzeitangebote wie Projekttage, Wettbewerbe und Begleitung bei Wettbewerben, Führungen usw. berücksichtigt, nicht aber Fortbildungen [für Lehr- oder Ganztagskräfte; Anm. d. Red.] und Materialbereitstellungen.” (S. 9) Gerade in die letzten beiden Kategorien fallen die Angebote der zdi-Community allerdings häufig.
MINT muss im Ganztag erst noch ankommen
Hinzu kommt, dass MINT-Angebote von Seiten der Grundschulen häufig noch nicht mitgedacht werden, wenn es um die Gestaltung des Offenen Ganztags geht. Hier gilt es, Aufklärungsarbeit zu leisten und das in zweierlei Hinsicht. Zum einen müssen Berührungsängste von Pädagog:innen und Lehrkräften abgebaut werden, die oft noch gegenüber dem MINT-Bereich bestehen. Zum anderen muss gezeigt werden, dass es Angebote gibt, die nicht nur hervorragend für Grundschulkinder geeignet sind, sondern sich auch gut mit dem Lehrplan vereinbaren lassen. Immerhin lässt sich bei mindestens fünf der 10 Bildungsbereiche, die Kindern wichtige Basiskompetenzen vermitteln sollen, ein direkter oder indirekter MINT-Bezug herstellen: Mathematische Bildung, Naturwissenschaftlich-technische Bildung, Ökologische Bildung (BNE), Körper, Gesundheit und Ernährung und Medien.
Wer? Wie? Was? – Maßnahmen für die OGS erfolgreich umsetzen
Welche MINT-Angebote lassen sich nachhaltig und langfristig für Grundschulkinder im OGS-Bereich umsetzen? Mit wem können zdi-Akteur:innen zusammenarbeiten, um Angebote aufzubereiten und umzusetzen und wer kann bei der Umsetzung unterstützen – personell wie finanziell? Darauf gehen wir im Folgenden ein.
Das „Wer?”: Bottom-up-Prinzip gilt auch bei OGS
Jede zdi-Region ist anders, jede Grundschule ist anders und jedes Kind ist anders. Vor allem vor dem Hintergrund, dass individuelle Förderung möglich gemacht werden und außerschulische Partner:innen eingebunden werden sollen, ist es wichtig, mögliche Angebote für jede Region individuell zu betrachten.
Wen sollten MINT-Akteur:innen für die Organisation von Angeboten für Offene Ganztagsschulen ansprechen und wo finden sie Verbündete? Diese Fragen hängen je nach Region von verschiedenen Faktoren ab und erfordern daher einen Ansatz, der von unten nach oben arbeitet, das sogenannte Bottom-Up Prinzip. Ist das örtliche zdi-Netzwerk schon mit dem Bildungsbüro eng verknüpft und die „Arbeitswege” für den Kontakt zu Grundschulen entsprechend kurz? Oder steht das Netzwerk in Trägerschaft der Wirtschaftsförderung, was eventuell etwas ausführlichere Erklärungen notwendig macht, warum Kapazitäten auch für Angebote für die Grundschule frei gemacht werden und der Fokus nicht nur auf der Berufs- und Studienorientierung liegen sollte? Wie für den erfolgreichen Aufbau der zdi-Netzwerke selbst, gibt es hier keine einheitlichen Lösungen, nicht den einen Weg, den alle gleichermaßen beschreiten können.
zdi-Praxis-Tipp:
Welche Akteur:innen sind bei der Zusammenarbeit mit OGS relevant? Wer sind die richtigen Ansprechpartner:innen, um Projekte anzustoßen und umzusetzen? Diese Personen solltet Ihr berücksichtigen, wenn Ihr eine Zusammenarbeit im OGS-Bereich anstrebt:
- Augen auf bei der Kommunalpolitik! Welche Politiker:innen schreiben sich das Thema auf die Fahne? Diese könnt Ihr dann gezielt mit Euren Ideen ansprechen und um Unterstützung bitten!
- Die Trägerorganisationen der OGSen können eine gute Anlaufstelle sein, wenn es um Kooperationsvereinbarungen zur Umsetzung von Angeboten geht.
- Das Regionale Bildungsbüro kann Euch dabei unterstützen, Kontakte zu Grundschulen aufzubauen.
- MINT-Fachkräfte wie an weiterführenden Schulen gibt es an Grundschulen eher nicht. Die erfolgversprechendsten Ansprechpartner:innen, um Projekte an Grundschulen umzusetzen, sind daher die Schulleiter:innen!
- Mittlerweile gibt es auch vermehrt OGS-Koordinator:innen an Grundschulen. Auch diese freuen sich über Informationen über Eure Angebote.
- Grundschullehrkräfte unterrichten zwar Sachkunde, haben aber oft keine spezielle MINT-Ausbildung und sind deshalb für Fortbildungen dankbar. Seid ihr erstmal in Kontakt, lässt sich sicher die Kooperation ausweiten.
- Euch fehlt das Personal, um Angebote umzusetzen? Vielleicht gibt es Personengruppen, die Ihr noch nicht berücksichtig habt und die Euch unterstützen können? Dazu können zum Beispiel die Großeltern zählen oder auch Schüler:innen der Sekundarstufen, mit denen sich Peer-to-Peer-Angebote umsetzen lassen. Hier können die Schüler:innen im besten Fall direkt von Menschen mit Berufspraxis im MINT-Bereich (z.B. Rentner, Studierende, Auszubildende…) lernen.
Das „Wie?” oder: die Frage nach dem Geld
Ebenso wie die Frage nach Verbündeten bei der Umsetzung der Projekte, ist auch eine mögliche Finanzierung abhängig von den Partner:innen in der Region. Regionsunabhängig werden aktuell viele zdi-Maßnahmen mithilfe der zdi-BSO-MINT-Förderung umgesetzt. Da sich diese Mittel aber nur für Maßnahmen mit Schüler:innen ab Klassenstufe 7 verwenden lassen, gerät hier die Zielgruppe der Grundschulkinder aus dem Fokus.
Doch gerade mit Hinblick auf den ab 2026 geplanten OGS-Ausbau stellen der Bund und das Land NRW finanzielle Mittel zur Verfügung, die OGS-Angebote möglich machen sollen. Dazu plant der Bund, den Ländern bis Ende 2027 etwa drei Milliarden Euro durch das „Investitionsprogramm Ganztagsausbau“ zur Verfügung zu stellen, damit Schulen mehr Betreuungsplätze schaffen können. Darüber hinaus sind aus dem im Dezember 2020 errichteten Sondervermögen „Ausbau ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder im Grundschulalter“ noch rund 3 Milliarden Euro abrufbar.
Aber es gibt weitere Töpfe, aus denen finanzielle Mittel geschöpft werden können. Laut der oben erwähnten Studie finanzieren rund 80 % der Anbieter:innen ihre MINT-Angebote durch Spenden. Dennoch geben auch 74 % der Anbieter:innen an, auf staatliche Mittel angewiesen zu sein (S. 20). Einige mögliche Fördertöpfe findet Ihr in den Slides:
Das „Was?”: Beispiele für gelungene Kooperationen von zdi und OGS
Auch wenn für die oben erwähnte Studie nicht alle MINT-Bildungsangebote an Grundschulen berücksichtigt werden konnten, heißt dies nicht, dass sich aus diesen Angeboten nicht wertvolle Erkenntnisse ziehen lassen. Denn es gibt zdi-Akteur:innen, die sich bereits mit Angeboten an Grundschulen (wenn auch nicht unbedingt im Offenen Ganztag) erfolgreich platziert haben.
Einige Beispiele und Erfahrungswerte aus der zdi-Community zeigen wir Euch im Folgenden.
Weitere Tipps
Noch mehr Gute Praxis-Beispiele zur gelungenen Aufbereitung von zdi-Angeboten für Kita- und Grundschulkinder (außerhalb von OGS) findet Ihr hier:
Kooperationspartner finden: Erfahrungen aus dem zdi-Zentrum Borken
Das zdi-Zentrum Kreis Borken arbeitet bereits seit gut zehn Jahren erfolgreich mit Kitas und Grundschulen zusammen. Schlüssel für die Umsetzung war dabei die Zusammenarbeit mit der Stiftung Kinder forschen. Die Stiftung entwickelt Methoden und Material, die vom zdi-Zentrum als offizieller Kooperationspartner genutzt werden. Dies beinhaltet vor allem die Fortbildung von Lehrkräften und Pädagog:innen durch zertifizierte Trainer:innen des zdi-Zentrums. Aber auch die Bereitstellung von Material, zum Beispiel im „Forschermobil” oder im „Handwerkermobil”, in denen Material der Stiftung Kinder forschen an die regionalen Bedürfnisse angepasst wurde.
Für das zdi-Zentrum ergeben sich durch die Zusammenarbeit mit der Stiftung gleich mehrere Vorteile: Kontakte zu Grundschulen ließen sich über die Kanäle der Stiftung viel leichter herstellen. Inhalte für Workshops und Angebote mussten nicht komplett neu entwickelt werden, sondern können von den bestehenden Angeboten der Stiftung übernommen und ggf. angepasst werden. Auch das Regionale Bildungsbüro und das BNE-Regionalzentrum haben sich als wichtige und hilfreiche Partner bei der Umsetzung von Angeboten erwiesen.
Träger des zdi-Zentrums ist die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Kreis Borken. Hier wird das zdi-Zentrum nicht müde, zu betonen, dass Nachwuchsförderung und Fachkräftesicherung nicht früh genug beginnen kann. Entsprechend sind mittlerweile auch Unternehmen daran beteiligt, Angebote an Grundschulen zu unterstützen.
Wichtiger Schlüssel ist dabei das Vermitteln des erforschenden Lernens, das von der Stiftung Kinder forschen besonders gefördert wird. Dies gilt sowohl für die Kinder, die Angebote wahrnehmen, als auch für die Erwachsenen, die Fortbildungen besuchen. Denn beiden wird Selbstwirksamkeit vermittelt, die auch später im Berufsleben wichtig ist und die sich viele Unternehmen für ihre Mitarbeitenden wünschen. Außerdem geben die Lehrkräfte und Pädagog:innen an, dass die Auseinandersetzung mit MINT-Themen an Kitas und Grundschulen eine Form der Wertschätzung bis hin zu einer Aufwertung ihrer Arbeit mit sich bringt.
zdi-Praxis-Tipp:
Überlegt euch, welche Rolle Ihr im Rahmen der OGS spielen könnt und wollt: Habt ihr eigene Angebote, die Ihr einbringen könnt? Könnt ihr das Personal selbst stellen? Oder seht Ihr Eure Rolle eher im Bereich Fortbildung und Vernetzung? In jedem Fall müsst Ihr nicht alles alleine stemmen! Partner:innen wie die Stiftung Kinder forschen können euch unterstützen: Angefangen beim Herstellen von Kontakten zu Grundschulen bis hin zur Umsetzung von Angeboten und dem Bereitstellen von Material.
Angebote umsetzen: zdi-Schüler:innenlabor TüftelLab Rhein-Kreis Neuss bringt Informatik an die Grundschule
MINT-Angebote für die Primarstufe müssen anderen Anforderungen gerecht werden, als die für die Sekundarstufe, zum Beispiel was die Aufmerksamkeitsspanne, die Interessen und die Kompetenzen angeht. Deshalb braucht es für die Umsetzung von Angeboten in der Grundschule auch andere Systeme und Tools. Die Angebote sollten sehr nah an der Lebensrealität der Schüler:innen sein, die Kinder mehr mitnehmen und niedrigschwellig sein.
Dies umzusetzen, hat sich das zdi-Schüler:innenlabor TüfelLab Rhein-Kreis Neuss auf die Fahnen geschrieben und bietet Informatik-Workshops bereits für Grundschulkinder an. Das Labor setzt dabei auf Storytelling-Ansätze, um die Kinder für Technik zu begeistern. Die Technik selbst wird dabei scheinbar zur Nebensache, die entsprechenden Technikkompetenzen werden trotzdem „ganz nebenbei“ vermittelt. Im Workshop „Umwelt-Abenteuer” für die Klassenstufen 1 – 4 wird eine Geschichte zum Thema Umweltschutz gestaltet, auf Basis der Tiere und Pflanzen in der eigenen Umgebung. Der Workshop „Müllchaos” richtet sich an die Klassenstufen 3 und 4 und behandelt das Thema Müll, indem Roboter bunte Müllhaufen sortieren und sich weiteren Herausforderungen stellen. In beiden Workshops wird die Programmiersprache Scratch genutzt, um diese Geschichten zu erzählen, dennoch handelt es sich vordergründig nicht um Programmierkurse.
Eine Verknüpfung der Inhalte mit dem Lernplan ist dabei in der Regel kein Problem. Die meisten MINT-Themen passen ganz hervorragend in den Sachkunde-Unterricht. Auch Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) ist ein zunehmend großes Thema, über das sich MINT-Themen hervorragend einbringen lassen. Dadurch, dass die Technik, mit der das jeweilige Thema erlebt wird, in den Hintergrund rückt und die möglichen Themen so vielfältig sind, lässt sich auch ein sehr breites und diverses „Publikum“ ansprechen und „durch die Hintertür“ für MINT begeistern.
zdi-Praxis-Tipp:
Im Nachmittagsbereich sind die Kinder oft schon ausgelaugt und haben deshalb nicht mehr so viele mentale Kapazitäten. Berücksichtigt dies bei der Workshop-Planung und plant evtl. mehr Elemente mit Bewegung ein. Hier bieten sich vor allem Angebote in der Natur an (Stichwort: BNE). Wird der Ganztag tatsächlich als ganzer Tag gedacht und die Grundschule arbeitet mit einer anderen Rhythmisierung oder mit flexiblen Lernzeiten? Dann können die Angebote auch flexibler stattfinden und sich nach den Bedürfnissen der Kinder richten.
Auch der zdi-Roboterwettbewerb hat eine eigene Kategorie für Grundschulen und läuft über gut ein halbes Jahr. Die Teilnahme am Wettbewerb lässt sich also gut in den in OGS-Rahmen einbinden! Alle Infos zum Roboterwettbewerb findet Ihr auf der zdi-Community-Plattform.
Bedarfe klären: Was brauchen Lehrkräfte und Pädagog:innen für nachhaltige MINT-Bildung? Erfahrungen aus dem zdi-Netzwerk Kreis Olpe
Fachkräftesicherung ist auch im Kreis Olpe ein großes Thema, weshalb das örtliche zdi-Netzwerk sich nicht nur auf die Berufs- und Studienorientierung ab der 7. Klasse beschränken wollte. Junge Menschen sollen bereits ab Kita und Grundschule für MINT begeistert werden. Deshalb wurde vor neun Jahren zunächst in Kitas mit dem Projekt „Werkzeugführerschein“ begonnen, das später auch auf Grundschulen ausgeweitet wurde.
Im „Werkzeugführerschein“-Projekt wurden Kitas und Grundschulen (auf Wunsch und nach vorheriger Abfrage) mit Werkzeugkästen ausgestattet. Voraussetzung war jedoch eine Fortbildung im Umgang mit den Kästen. Dazu sollte jede Einrichtung, die einen solchen Kasten erhielt, mindestens eine, im Idealfall besser zwei Lehrkräfte oder Pädagog:innen zur Fortbildung schicken. Je mehr Personen an einer Einrichtung im Umgang mit den Kästen geschult sind, umso wahrscheinlicher ist die langfristige Fortführung des Projekts, da das ganze Fachwissen nicht bei einer Person gebündelt ist.
Im Rahmen dieser Fortbildung wurden nicht nur Grundlagen im Umgang mit den verschiedenen Werkzeugen vermittelt, sondern auch Sicherheitsaspekte geklärt. Dabei ist wichtig, dass die Fortbildungen niedrigschwellig gestaltet werden, um eventuelle Berührungsängste gar nicht erst aufkommen zu lassen. Auch z. B. Lehrerfachtagungen bieten gute Möglichkeiten, solche Fortbildungen anzubieten oder um einen Raum zu schaffen, wo bereits ausgebildete Pädagog:innen ihr Wissen zwanglos und ohne Druck an andere weitergeben können.
Besonders reizvoll an dem Projekt ist, dass die Angebote aufeinander aufbauen können. Kinder, die in der Kita bereits erste Schritte mit den Werkzeugkästen erlernt haben, können auf diesem Wissen aufbauen und in der Grundschule zunehmend komplexe Werkstücke angehen. So wurden zum Beispiel zunächst kleine LKW aus Holz gebaut, die dann später (passend zum Lehrplan der höheren Klassen) mit elektrischem Licht ausgestattet wurden.
Finanziert werden konnte das Projekt unter anderem durch finanzielle Unterstützung der IHK, aber auch durch die Volksbankstiftung, die vor allem die Ausweitung des Projekts auf Grundschulen unterstütze.
zdi-Praxis-Tipp
Sprecht Eure örtliche IHK oder HWK an! Diese haben zum einen oft ein eigenes Innovationsbudget, können Euch aber auch bei Suche nach geeigneten Förderprogrammen unterstützen. Auch der „Werkzeugführerschein“ konnte durch finanzielle Unterstützung aus dem Innovationsbudget der IHK umgesetzt werden.
Fazit: zdi.NRW und OGS – eine Verbindung mit viel Potenzial!
In vielen Regionen steht der OGS-Ausbau noch in den Startlöchern. Deshalb ist jetzt die Gelegenheit für die zdi-Community, sich aktiv in die Gestaltung der Zukunft des Offenen Ganztags in NRW einzubringen! Dabei geht es nicht nur um die jüngere Zielgruppe, sondern auch verschiedene Easy-to-ignore-Gruppen, die im Grundschulalter noch viel leichter angesprochen werden können.
Die Herausforderungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit von zdi und OGS sind von Region zu Region verschieden, wie sich auch die Möglichkeiten für personelle und finanzielle Unterstützung und räumliche Gegebenheiten sich von Ort zu Ort unterscheiden. Umso wichtiger ist es, aktiv zu werden, in den Austausch zu gehen und Bedarfe frühzeitig zu klären. Denn Grundschulen müssen alle Möglichkeiten kennen, die ihnen im Rahmen des OGS-Ausbaus zur Verfügung stehen. Dazu gehört auch die wichtige Bedeutung von MINT-Angeboten für die übergreifende Entwicklung der Schüler:innen. Und die Schulen müssen erfahren, dass zdi.NRW ein wertvoller Partner bei der Umsetzung solcher Angebote sein kann.
Denn eines ist klar, unabhängig davon, ob Ihr selbst MINT-Angebote in der OGS umsetzt oder andere dazu befähigt, dies zu tun: Alle Beteiligten, vor allem aber die Kinder, können nur von einer stärkeren Zusammenarbeit von MINT-Akteur:innen und Grundschulen profitieren!
MINTspiration zum Thema OGS im zdi-Podcast
In der 2. Folge von „MINTspiriert! – der zdi-Podcast” hat Gwendolyn Paul mit Dr. Petra Arndt vom ZNL über die bundesweite Studie „MINT-Angebote im schulischen Ganztag – Schwerpunkt Grundschule” gesprochen. Was braucht es, um außerschulische MINT-Bildung nachhaltig im Offenen Ganztag zu intergieren? Hier geht es zur Folge: