Unter der Lupe: Jugendbeteiligung bei zdi

zdi ohne Teilhabe wäre nicht zdi. Seit fast 20 Jahren arbeitet die zdi-Community nach dem „Bottom-Up-Ansatz“: Jede Region, jedes Netzwerk und jedes Schüler:innenlabor hat die Möglichkeit – ohne große Vorgaben „von oben” – sich und ihre Angebote und Schwerpunkte regional zu entwickeln und die Gegebenheiten und Partner:innen vor Ort zu berücksichtigen. Dabei eint alle zdi-Akteur:innen ein Ziel: Jungen Menschen MINT näherbringen. Und da kommt die Jugendbeteiligung ins Spiel, denn überall, wo Eure Arbeit das Leben von jungen Menschen beeinflusst, macht es Sinn, sie zu beteiligen.

Dieser „Unter der Lupe“-Beitrag soll Euch zdi-Akteur:innen einen ersten Einblick in das Thema Jugendbeteiligung ermöglichen, Tipps für mehr Beteiligung in Euren Angeboten geben und aufzeigen, wo es schon Beteiligung bei zdi.NRW gibt. Am Ende findet Ihr außerdem eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, falls Ihr eure Jugendbeteiligung in einem Beirat oder ähnlichem Format organisieren wollt.

Die Zeichnung zeigt eine Gruppe junger Menschen, die sich über einen Plan beugt und denen gemeinsam "ein Licht aufgeht". Deshalb ist eine Glühbirne über ihren Köpfen abgebildet.

Die Basics: Beteiligung durch Partizipation

Partizipation ist Ziel und Methode gleichzeitig. Sie ermöglicht den Austausch zwischen verschiedenen Generationen, begünstigt die Entwicklung von lösungsorientierten Ideen, stärkt persönliche sowie demokratische Kompetenzen junger Menschen und trägt zu einer kreativen und bedarfsgerechten Planung und Entscheidungsfindung bei.

Was viele nicht wissen: Teilhabe ist nicht nur „nice to have“, sie ist ein grundlegendes Kinderrecht. In Artikel 12 der UN-Kinderrechtskonvention wird die Berücksichtigung des Willens von Kindern als ein fundamentales Recht definiert. Jungen Menschen Raum zu geben, von diesem Recht Gebrauch zu machen, ist Aufgabe von Erwachsenen.

Das heißt aber nicht, dass dieser Raum sofort ein langfristiges Format oder eine aufwendige Veranstaltung sein muss, denn …

Partizipation fängt klein an

Die Beteiligung von Jugendlichen kann auf verschiedenen Ebenen mit unterschiedlich großem Aufwand stattfinden: Aufwand für die Jugendlichen, aber auch für Euch, die Organisator:innen.

Hier ist eine Skala, die von wenig bis viel Aufwand reicht. Sie zeigt verschiedene Formate und Methoden der Jugendbeteiligung:

  • Online-Umfragen oder Quick Polls
  • Feedback-Boxen oder -Apps
  • Abstimmungen mit Handzeichen bei Veranstaltungen
  • Teilnahme an Fokusgruppen oder Diskussionsrunden
  • Workshops und Projektgruppen
  • Teilnahme an Planungs- und Beratungsgremien
  • Jugendforen und -konferenzen
  • Entwicklung und Leitung eigener Projekte
  • Jugendparlamente oder -beiräte
  • Langfristige Engagementprogramme
Das Bild zeigt gezeichnete Hände verschiedener Hautfarben, die aufzeigen.

Was ist Partizipation und was ist keine?

Echte und gelebte Teilhabe geht über das Anhören von Meinungen und Ideen oder die Beratung zu bestimmten Themen hinaus. Sie erfordert einen gewissen Grad an Mitwirkung und Entscheidungsmacht. Echte Partizipation erfordert, dass alle Beteiligten über ausreichende Informationen verfügen und dass ihre Beiträge ernst genommen und bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden.

Was Partizipation nicht ist:

  • Eine formale oder symbolische Einbeziehung von Jugendlichen, bei der ihre Meinungen zwar gehört, aber nicht in tatsächliche Entscheidungen einbezogen werden.
  • Eine Einbahnstraßenkommunikation, bei der Informationen nur von einer Seite an die jungen Menschen übermittelt werden, ohne dass sie die Möglichkeit haben, Feedback zu geben oder den Prozess zu beeinflussen.
  • Partizipation bedeutet nicht, dass alle Beteiligten immer einer Meinung sein müssen, sondern vielmehr, dass ein offener Dialog und eine Diskussion unterschiedlicher Perspektiven gefördert werden.
  • Die bloße Anwesenheit bei Versammlungen oder das Ausfüllen von Umfragen reicht nicht aus. Vielmehr ist ein tieferer Prozess der Einbeziehung gemeint, der auf echtem Zuhören und der Berücksichtigung verschiedener Standpunkte basiert.
  • Partizipation ist keine einmalige Aktion, sondern ein fortlaufender Prozess, der kontinuierliches Engagement und Anpassung erfordert.

Die Partizipationsleiter

Von Alibi-Beteiligung bis Selbstorganisation – auf der Partizipationsleiter gibt es unterschiedliche Stufen der Beteiligung. Die Stufen helfen vor allem bei der Einordnung und Bewertung von Beteiligungsformaten. Sind die jungen Menschen „nur” beratend tätig oder können sie Entscheidungen treffen?
Grob kann man die Leiter in 4 Kategorien einteilen: Fremdbestimmung/keine Partizipation (8 und 9, rot), Vorstufen der Partizipation (5 bis 7, orange), Partizipation (2 bis 4, blau) und Autonomie, die sogar noch viel mehr ist als Partizipation (1, grün).

Zur Einordnung: Alle Stufen von 2 bis 7 sind wichtig für Beteiligungsprozesse. Stufe 1 ist wünschenswert, aber oft nicht erreichbar, bei Stufe 2 bis 4 macht Ihr Vieles richtig und bei Stufe 5 bis 7 seid Ihr auf einem guten Weg hin zu mehr Partizipation. 

Mehr Teilhabe ermöglichen

Wer Jugendliche an der eigenen Arbeit beteiligen möchte, steht häufig vor einem großen Problem: Wie finde ich Jugendliche, die mitmachen und mitgestalten wollen? Ihr habt das große Glück, diese Herausforderung schon überwunden zu haben. Engagierte Jugendliche gibt es bei zdi.NRW zuhauf. Sie nehmen regelmäßig an Kursen teil, sind nach der Schule in einer MINT-AG oder verbringen ihre Ferien in zdi-Camps.

Deshalb hier ein paar Tipps, um Eure bestehenden Angebote mit wenig Aufwand partizipativer zu machen:

  1. Holt regelmäßiges Feedback zu Euren Angeboten ein. Ihr könnt das Online oder durch eine Feedback-Box vor Ort machen.
  2. Bezieht bei der Planung der Kurse Jugendliche mit ein. Fragt offen, welche Themen oder Angebote die Jugendlichen spannend finden oder lasst sie (online) abstimmen, z. B. welche Eurer Kurs-Ideen es in das Ferienprogramm schaffen sollen.
  3. Lasst die Jugendlichen auf Veranstaltungen abstimmen, welche Themen sie besprechen wollen. Wenn Ihr z.B. ein Event organisiert, bei dem Jugendliche Zukunftsthemen diskutieren sollen, sammelt gemeinsam mit ihnen Ideen.
  4. Entwickelt gemeinsam mit Jugendlichen Angebote. Das könnte z. B. in einer Kursreihe geschehen, die sich an junge Menschen richten, die Lehrer:innen werden wollen. Dadurch können sie ihre Themen und Interessen einbringen und gleichzeitig etwas über Didaktik lernen.
  5. Nutzt die zdi-Community-Plattform! Dort könnt Ihr Euch mit den jungen Menschen in Eurer Region austauschen und während mehrtägiger Kurse oder Camps in Kontakt bleiben.

Beteiligungsformate bei zdi.NRW

zdi-Jugendbeirat

Im Jugendbeirat können Jugendliche und junge Erwachsene ab 13 Jahren, die aus NRW kommen und sich für zdi.NRW und MINT interessieren, mitmachen. In den regelmäßigen Treffen entwickeln sie eigene Projekte, bringen sich bei zdi.NRW ein und sorgen für die Mitbestimmung, um die es bei zdi.NRW geht. Außerdem sind sie als Jugendreporter:innen für zdi.NRW aktiv und nehmen an Events teil.

YouthScienceCamp

Ein Youth­ScienceCamp ist ein besonderes Veranstaltungsformat, um Partizipation von Jugendlichen im MINT-Bereich voranzutreiben. Hier zählt: Mitdiskutieren und Meinung loswerden! Können Technik, Physik & Co. die Welt besser machen? Kann man Superkräfte berechnen? Welche Erfahrungen mit spannenden Forschungsprojekten wurden gemacht? Beim YouthScienceCamp haben Jugendliche die Möglichkeit, ihre Projekte und Erfahrungen zu teilen und sich außerhalb vom normalen Schulalltag auszutauschen. Wichtig: zu Beginn suchen sich die Teilnehmenden selbst aus, zu welchem Thema sie etwas erarbeiten wollen!

In Krefeld wird dieses Format seit einigen Jahren unter dem Namen „KReateFUTURE“ umgesetzt.

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Strategiekreis (Erwachsenenbeteiligung)

Der 2014 gegründete Strategiekreis unterstützt und berät das Wissenschaftsministerium und die Landesgeschäftsstelle, um die Gemeinschaftsoffensive Zukunft durch Innovation.NRW langfristig weiterzuentwickeln. Er bietet Gelegenheit zum fachlichen Austausch sowie zur Erarbeitung neuer Strategien und Ideen, um gemeinsame Projekte und Initiativen anzuschieben. Zusammengesetzt ist er aus Vertreter:innen von Trägerorganisationen und zentralen Partner:innen der regionalen zdi-Netzwerke.

Beteiligungsformate aufbauen – wo fange ich an?

Jugendbeteiligung zu organisieren und ein langfristiges Format aufzubauen, ist keine leichte Aufgabe. Sie erfordert viel Zeit, Engagement und Unterstützung. In der folgenden Schritt-für-Schritt-Anleitung findet Ihr deshalb wichtige Punkte, die Ihr beachten solltet, bevor Ihr Euch in das „Abenteuer Jugendbeteiligung“ stürzt.

Step by step zum Jugendbeteiligungsformat

  1. Grundlagen schaffen:
    • Wer und warum definieren. Wer seid Ihr? Wofür steht Ihr? Warum wollt Ihr Jugendliche beteiligen? Sich das klarzumachen, kann bei den weiteren Schritten helfen.
    • Zuständigkeit festlegen. Wer von Euch hat die Verantwortung für Beteiligung? Das heißt nicht, dass Ihr alles alleine stemmen müsst, aber eine Person muss das Thema vorantreiben.
  2. Ziele setzen und Erwartungen managen:
    • Ziele der Jugendbeteiligung genau formulieren. Was wollt Ihr von den Jugendlichen wissen? Was wollt Ihr erarbeiten? Wobei braucht Ihr Input?
    • Rolle und Aufgaben der Jugendlichen klären. Wo stehen sie auf der Partizipationsleiter? Beraten sie, wirken sie mit oder entscheiden sie? Haben sie andere Aufgaben? Sollen sie z. B. auf Social Media von Euren Angeboten berichten?
    • Holt alle auf Eure Seite. Sind alle der gleichen Meinung, was Beteiligung angeht? Hat jemand Bedenken, Jugendlichen Entscheidungsmacht zu geben? Sucht das Gespräch und versucht, Zweifel auszuräumen.
  3. Zielgruppe und Themen definieren:
    • Zielgruppe bestimmen. Wer soll am Beteiligungsformat teilnehmen? Welche Interessen haben sie?
    • Abgleich der Jugendinteressen mit Euren Zielen. Passt das zusammen? Denn wenn Themen besprochen werden, die Jugendliche betreffen, engagieren sie sich eher in Beteiligungsformaten.
    • Tipp: Ihr habt aktuell schon Kontakt zu Jugendlichen. Nutzt ihn und fragt sie, welche Themen sie interessieren und was Ihr bei der Vorbereitung des Formats beachten solltet. Was ist ihnen wichtig?
  4. Beteiligungsformat auswählen:
    • Wählt ein passendes Format aus, basierend auf Euren Zielen, Eurer Zielgruppe sowie Euren Ressourcen und den Kompetenzen Eures Teams.
    • Berücksichtigt dabei wie viel Zeit, Personal, Räumlichkeiten und Möglichkeiten zur Umsetzung Ihr zur Verfügung habt.
  5. Beteiligung planen:
    • Gestaltung des Formates. Wollt Ihr das Format online oder vor Ort umsetzen? Wie oft trefft Ihr Euch?
    • Kommunikation und Dokumentation. Auf welcher Plattform oder über welche Kanäle wollt Ihr mit den Jugendlichen kommunizieren? Wie wollt Ihr die Ergebnisse Eurer Treffen festhalten?
    • Ansprache der Jugendlichen. Ihr habt schon Kontakt zu potenziellen Teilnehmer:innen/Mitgliedern. Wie könnt Ihr sie ansprechen und über das Format informieren?
  6. Ergebnisse umsetzen:
    • Überlegt Euch, wie die Ergebnisse und Ideen des Formates in Eure Arbeit einfließen sollen. Wer stellt sicher, dass die Ideen ins gesamte Team getragen werden?
    • Wichtig: Kommuniziert mit den Jugendlichen den aktuellen Stand der Idee oder des Projektes. Seid transparent, wenn Aspekte eines Projektes oder bestimmte Ideen nicht oder anders umgesetzt werden können und bindet die Jugendlichen auch bei dem Problemlösungsprozess ein.

Ihr arbeitet bereits mit einem Jugendbeirat? Oder Ihr habt Erfahrungen mit der Einbindung von Schüler:innen in die Gestaltung von zdi-Angeboten gesammelt? Dann meldet Euch gerne – wir sind gespannt auf Eure Erfahrungen und greifen sie gerne auf!

Eure Ansprechpartnerin rund um das Thema Jugendbeteiligung

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