Bereits seit 2014 arbeiten das zdi-Schüler:innenlabor und das Schülerforschungszentrum KITZ.do in Dortmund in verschiedenen Projekten daran, Sprachbarrieren in Kursen und Workshops abzubauen. Dabei steht vor allem das Projekt „MINTuS – MINT und Sprache“ zur Sprachförderung ab der dritten Klasse im Mittelpunkt. Seit 2015 nehmen mehr und mehr geflüchtete Kinder und Jugendliche an den Kursen teil. Deutschkenntnisse fehlen oft, auch mit Englisch kommt man nicht immer weit. Dr. Ulrike Martin, Leiterin des KITZ.do, und der stellvertretende Leiter Uwe Ewe erklären, wie der Umgang mit Sprachbarrieren MINT-Kurse aufwerten kann.
Sprachbarrieren können aus unterschiedlichen Gründen auftreten, unabhängig davon, ob sich ein Kurs, Projekt oder Workshop gezielt an Geflüchtete richtet. Deshalb werden Dozierende und Multiplikator:innen für den Umgang mit solchen Sprachbarrieren sensibilisiert. Nicht jede:r hat von Haus aus ein breites Sprachspektrum von arabisch über englisch bis russisch. „Auch, wenn viele der Dozierenden Englisch sprechen: in manchen Runden reicht das nicht aus, um sich verständlich zu machen. Dann hilft es, wenn man schon im Vorfeld über mögliche Barrieren spricht und darüber, wie man diese am besten umgehen kann“, sagt Uwe Ewe.
Vorbereitung ist das A und O
Das Rezept zum Erfolg ist für das KITZ.do dabei die Vorbereitung der Schulungsräume und -materialien. Diese fällt teilweise sehr aufwendig aus, lohnt sich dafür aber auch extrem. Die Anleitungen enthalten viele Bilder. Die Räume werden so mit Labeln versehen, dass die Jugendlichen Abbildungen und Wörter leicht miteinander verknüpfen können. Auch Plakate, auf denen Abbildungen mit Begriffen verbunden werden, sind im ganzen Raum verteilt. So können die Jugendlichen nach einer kurzen Einleitung selbstständig arbeiten. Dank eines Betreuungsschlüssels von 1:5 ist auch immer ein:e Dozent:in zur Stelle, falls nötig.
„Die Naturwissenschaften sind in allen Sprachen gleich. Deshalb eignen sich MINT-Kurse auch so gut, um sprachliche Brücken zu bauen“, weiß Uwe Ewe, der von Anfang an an dem Projekt zur Sprachförderung im MINT-Bereich beteiligt war. Der Meinung ist auch Dr. Ulrike Martin: „Wenn man etwas praktisch erfahren kann, gemeinsam an etwas arbeitet und experimentiert, dann kommt die Sprache ganz automatisch dazu. Das geht dann von der Hand über das Herz und direkt ins Hirn.“ Der Spaß, den die jungen Menschen dabei hatten, sich nicht nur das MINT-Wissen, sondern auch die Sprachkenntnisse selbst zu erarbeiten, gibt den beiden recht.
Mittlerweile werden in Kursen oft Übersetzungsprogramme genutzt, um sich zu verständigen. Auch dies sollte man in der Vorbereitung mitdenken. Denn die Nutzung der Software benötigt entsprechende Hardware in Form von Smartphones oder Tablets und oft auch eine Internetverbindung. Ist schon vor dem Kurs klar, dass Sprachbarrieren auftreten können, ist es gut, diese Infrastruktur von vorneherein mitzudenken.
Sprachprojekt wird fortgesetzt
Das erfolgreiche Projekt wird – mit leicht geändertem Ansatz – derzeit als Erasmus+-Programm weitergeführt. Beim „Digital Learning in the Family” erhalten Frauen eine grundlegende IT-Qualifizierung, die bisher keinen Zugang zu solchen Weiterbildungsmöglichkeiten hatten oder denen eine solche Qualifizierung noch fehlt. Gleichzeitig finden Workshops statt, in denen ihre Kinder in Experimenten verschiedene MINT-Bereiche kennenlernen können.
Das Projekt MINTuS selbst soll ebenfalls in 2023 wieder aufgenommen werden: In entsprechend aufbereiteten Workshops sollen der Erwerb von MINT- und Sprachkenntnissen wieder Hand in Hand gehen.