Spotlight-Story | MINT4Mädchen: Hochschule und Berufswelt ein Jahr lang kennenlernen

Begeisterung für MINT entfachen – praxisnah, individuell und nachhaltig. Das ist das Ziel des Programmes MINT4Mädchen, welches seit November 2019 erfolgreich Mädchen und junge Frauen mit berufsspezifischen Aspekten von MINT-Disziplinen zusammenbringt. Über mehrere Monate hinweg nehmen 15 Mädchen praktische Angebote in den Natur- und Ingenieurwissenschaften wahr. Die Inhalte werden mit den Interessen der Mädchen abgestimmt, sodass diese sich im Laufe des Projektes eigene Angebote aussuchen können. Initiiert wurde das Programm von der Hochschule Ruhr-West in Zusammenarbeit mit den zdi-Zentren Bottrop und Oberhausen.

„Wir wollen die Mädchen für Technik und technische Berufsbilder begeistern, ihnen den Spaß am Experimentieren vermitteln und spannende Einblicke in die Hochschule sowie deren Labore geben“, fasst Insa Larson, Koordinatorin des zdi-Netzwerkes MINT4u, das Projekt zusammen. Das Programm zielt darauf ab, im Speziellen weibliche Nachwuchskräfte in den Bereichen Naturwissenschaft und Technik zu fördern und in einer späteren Berufs-, Studien- oder Ausbildungswahl im MINT-Bereich zu unterstützen.  Insa Larson hat über Jahre hinweg Erfahrung gesammelt im Bereich der Nachwuchsförderung. Es hat sich gezeigt, dass Schülerinnen und Schüler insbesondere anhand von längerfristigen Angeboten vielschichtig und effektiv für MINT begeistert werden können. Aus diesem Grund wurde das Programm MINT4Mädchen auf acht Monate ausgelegt. Nur so können die Dozentinnen in die Tiefe gehen, über berufsspezifische Aspekte der MINT-Bereiche informieren und die jungen Frauen können sich in Ruhe und ohne Druck ausprobieren und ihre Talente erforschen.

Durch das Konzept der Spotlight-Stories soll auf gelungene Projekte im Bereich MINT und Mädchen hingewiesen und die gute Arbeit der zdi-Netzwerke und zdi-Schülerlabore sichtbar gemacht werden.

Mit dem Programm „MINT4Mädchen“ bietet die HRW den Teilnehmerinnen ein umfangreiches Programm zur beruflichen Orientierung. Studentinnen, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Professorinnen aus den Ingenieurwissenschaften unterstützen das Programm tatkräftig, zeigen ihre eigenen beruflichen Werdegänge auf und dienen den Teilnehmerinnen als Vorbilder. Susanne Staude, Präsidentin der HRW, die selbst Ingenieurin ist, unterstützt das Projekt, um ihren Wunsch „nach mehr Kolleginnen“ zu erfüllen.

Brückenbau, Feinstaubmessung oder DIY-E-Wearables – hier ist für jede etwas dabei!

Im November letzten Jahres begann das Mint4Mädchen-Projekt mit dem ersten Workshop zum Thema „DIY-E-Wearables“. Die Schülerinnen nähten Kleidungsstücke, Accessoires oder Alltagsgegenstände wie Einkaufsbeutel mit elektronischen Funktionen und individuellen Designs. Sie planten, nähten, entwickelten die Schaltung, sodass sie am Ende des Workshops ihr eigenes Wearable mit selbstentwickelten Funktionen hatten. So wurde den Schülerinnen gezeigt, wie kreativ sich Elektronik und Informatik anwenden lassen.

Beim zweiten Workshop widmeten die jungen Frauen dem Brückenbau ihre Aufmerksamkeit. Zu Beginn wurden eigenhändig sogenannte Leonardo Brücken konstruiert, die die Mädchen auf ihre Stabilität testeten, indem sie selbst über die Brücke liefen. Maresa und Ella, zwei der Teilnehmerinnen des Programmes, waren ganz begeistert von diesem Workshop: „Ich fand es super, dass wir selbst im Wettbewerb mit der anderen Gruppe die Brücke bauen durften und sie sogar gehalten hat als ich drüber gelaufen bin.“ Später wurden in mehreren Kleingruppen eigene kleine Brücken gebaut und mittels eines Druck-Zugkraft-Messgeräts auf die maximale Tragfähigkeit getestet und prämiert.

Das Jahr 2020 startete für die Teilnehmerinnen zu einem Themenkontext, der der „Fridays for Future“-Generation sehr wichtig ist, der Umweltverschmutzung. Im dritten Workshop bauten und programmierten die jungen Frauen selbstständig ein Feinstaubmessgerät und widmeten sich dem Thema „Feinstaubmessung“. Durch eine Anleitung lernten die Schülerinnen, welche Technik für ein solches Messverfahren nötig ist, wie es funktioniert und wie Messskalen programmiert werden. Am Ende wurden verschiedene Orte auf ihre Feinstaubkonzentration hin getestet, die Ergebnisse diskutiert und eingeordnet. Die Schülerinnen erhielten erste Eindrücke, welche Fragestellungen innerhalb der Energie- und Umwelttechnik zentral sind und wie mögliche Lösungen aussehen können.

Im vierten Workshop wurde der Kreativität der Mädchen keine Grenzen gesetzt. Im Internet of Things-Labor der HRW erhielten die Kursteilnehmerinnen zum Thema „3D-Druck“ spannende Einblicke in die Welt des Ingenieurwesens. Nach einer ausführlichen Einführung in die CAD-Software erstellten die Schülerinnen in Versuchen eigenständig eine 3D-CAD-Zeichnung mittels der erläuterten Software. Einfallsreichtum war gefragt, denn die Mädchen konnten im nächsten Schritt eigene Werkstücke zeichnen und hatten die Gelegenheit, diese im Anschluss durch das 3D-Druckverfahren herstellen zu lassen. Die Schülerinnen konnten ihre Werkstücke mit nach Hause nehmen und in ihrem Alltag ver- und anwenden. Ein guter Anreiz für die Teilnehmerinnen, um sich auch weiterhin mit Aspekten der Ingenieurswissenschaften auseinanderzusetzen.

Durch den Ausbruch des Coronavirus verzögern sich die weiteren Veranstaltungen für die Mädchen. Die Themen für die nächsten Workshops wurden zusammen mit den Mädchen jedoch bereits festgelegt. So ist ein Workshop zum Thema „Mathe mal anders“ und zum Themenbereich der Medizintechnologie geplant.  

Teilnehmerinnen freuen sich über aufgezeigte Zukunftsperspektiven

„Ich fand es auch mal interessant zu hören, was die anderen Mädchen beruflich machen wollen und bin gespannt, ob sich das noch ändern wird im Laufe des Projektes“, sagte Thula und spiegelt die Begeisterung der Mädchen zu diesem Programmpunkt wider. Maresa meinte, ,,man würde sich jetzt mal in Ruhe mit seiner Zukunft auseinandersetzen können und auch mal in Jungs-Berufe reinschnuppern können.“ Ella stimmte ihr zu: „Ich fand es klasse, dass man uns in diesen Projekten mit solchen Aufgaben zum Nachdenken über unsere Zukunft anregt. Nicht so wie in der Schule, wo dieses Thema kaum noch angesprochen wird.“

Das Projekt lief sehr gut an und die Initiatorinnen haben durchweg positives Feedback von den Schülerinnen erhalten. Leider fiel coronabedingt der gemeinsame Abschluss des Projektes weg. Der Plan ist es nun, das Projekt wieder aufleben zu lassen, sobald die Pandemie vorüber ist. Dann sollen mit den Mädchen des 2019 gestarteten Programmes noch weitere Kurse durchgeführt werden. Und auch ein „neues“ Programm ist in Planung, sagt Insa Larson.

Auch auf die Social Skills kommt es im späteren Berufsleben an

Innerhalb der Termine wurden durch verschiedene Aufgaben auch die „Social Skills“ der Mädchen weiter ausgebaut. Durch das Arbeitsblatt „Mein Lebensweg“ wurden die Mädchen zum Nachdenken über ihre nähere sowie fernere Zukunft angeregt und sollten beispielsweise ihre langfristigen beruflichen, aber auch privaten Ziele zu Papier bringen. An einem anderen Projekttag wurden sie angeleitet, ihre eigene Lebenskarte zu erstellen. Hierbei ging es vor allem um die Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensumwelt, aber auch um die eigenen Interessen sowie Stärken und Schwächen. Des Weiteren betrachten die Mädchen ihre beruflichen Vorbilder und stellten diese mit der Begründung, was man von diesen Vorbildern lernen kann, auch einander vor.

Kontakt zu mint4u

Ansprechpartnerin für interessierte Mädchen ist Insa Larson – erreichbar per E-Mail
(Insa.Larson@hs-ruhrwest.de) oder per Telefon (0208/ 882 54 163).

Mehr Vorbilder gefällig? Hier geht es zur Polaroidaktion des zdi-Heldinnen-Oktobers.

Informationen zu weiteren Veranstaltungen für Schüler*innen finden Sie unter www.mint4u.de.

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