Pakt für Informatik: digitale Kenntnisse für die Arbeitswelt von morgen

Das Programmieren einer App, digitale Fertigungsmethoden oder der Einsatz von Virtual Reality: Im Pakt für Informatik arbeiten Unternehmen und Schulen außerhalb des Unterrichts praxisnah zusammen, um Schülerinnen und Schülern die Grundkenntnisse zu Algorithmen und Programmierung (Medienkompetenzrahmen NRW, Säule 6) näherzubringen. Realisiert werden derzeit insgesamt fünf Pilotprojekte in NRW, allesamt in Kooperation mit zdi-Netzwerken. Was planen die verschiedenen Projekte in Kamp-Lintfort, Köln, Südwestfalen, Bottrop/Oberhausen und Gütersloh und was ist seit Projektstart im Sommer 2020 schon erreicht worden? Ein Überblick.

Die Tatsache, dass in NRW rund 86.000 IT-Fachkräfte sowohl in der Wirtschaft als auch in Wissenschaft, Schule und Verwaltung fehlen, ist ein Grund, warum die Schulministerin Yvonne Gebauer und der Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart den Pakt für Informatik ins Leben gerufen haben. Ministerin Gebauer formuliert es so: „Ziel der Landesregierung ist, dass künftig keine Schülerin und kein Schüler die Schule ohne informatisches Basiswissen und Grundkenntnisse im Programmieren verlässt.“ Deswegen wird die Informatik ab dem kommenden Schuljahr als Pflichtfach für die Klassen 5 und 6 eingeführt. Außerschulisch flankiert der Pakt für Informatik diese Aktivitäten. Minister Pinkwart erklärt: „Wir möchten in Zukunft noch viele weitere Unternehmen und Schulen einbinden, um das Interesse der Jugendlichen zu wecken und die Fachkräfte von morgen zu gewinnen.“

Jungen Menschen Fachkenntnisse zu vermitteln, ihr Interesse an der Informatik zu wecken und sie für die Arbeitswelt von morgen vorzubereiten, all dies soll in den fünf Pilotprojekten mit verschiedenen Ansätzen getestet werden.

Fünf Projekte – fünf verschiedene Ansätze

Obwohl sie alle dasselbe Ziel verfolgen und dieselben Rahmenbedingungen in Form einer auf zwei Jahre angelegten Förderung von insgesamt 500.000 Euro vorfinden, sind die Pilotprojekte in Kamp-Lintfort, Köln, Bottrop/Oberhausen, Gütersloh und Südwestfalen sehr unterschiedlich angelegt.

Kamp-Lintfort: FabStore – Online-Börse für Open-Source-Produkte

Unternehmen, Schulen und Jugendliche sollen in diesem Projekt langfristig auf einer Online-Plattform zusammengebracht werden, auf der Open-Source-Produkte zum Nachbau angeboten werden. „Wir sind erstaunt, wie viel wir schon geschafft haben trotz der widrigen Bedingungen“, sagt Projektleiter Martin Kreymann. So konnten schon zahlreiche Formate angeboten und getestet werden: Schüler:innen-Workshops unter Beteiligung der Unternehmenspartner simac electronics GmbH und PTC, Lehrkräftefortbildungen und Austauschrunden – all das hat bereits gezeigt, wie groß das Interesse der Wirtschaft, aber auch der jungen Menschen an einer Zusammenarbeit ist. „Wenn wir tatsächlich einen aktiven Austausch von Schüler:innen, Lehrkräften, Unternehmen in einer Online-Börse erreichen, dann wäre das Projekt ein voller Erfolg,“ sagt Kreymann. Er sieht in dem Projekt viele Vorteile und Anknüpfungspunkte zu anderen Landesvorhaben: So würden die geplanten Kurse in den Medienkompetenzrahmen passen – und Anschaffungen von Geräten könnten über den Digitalpakt Schule beantragt werden.

Kontakt: Martin Kreymann, Tel.: 02842-90825271

Köln: DigiGeeksCGN

Das zdi-Zentrum Köln baut in diesem Projekt das bestehende Partner-Netzwerk im MINT-Bereich in Richtung Informatik weiter aus und intensiviert den aktiven Austausch zwischen regionalen Schulen, Wirtschaft (insb. Startups und KMU) und Wissenschaft in Köln. Gemeinsam sollen außerunterrichtliche „Digi“-Angebote und -Formate (Online, Präsenz, blended-learning) entwickelt und durchgeführt werden, um speziell die Kompetenzen von Schüler*innen im Bereich „Programmierung und Algorithmen“ realitätsnah zu fördern und digitales Know–How zu vermitteln. In dem Vorhaben lernen Jugendliche anhand verschiedener Programmiersprachen die Grundsätze der Softwareentwicklung: Die Schülerinnen und Schüler lösen mit einem selbstprogrammierten Roboter Aufgaben, konzipieren und programmieren im Team eine Chat-App gegen Vereinsamung in Corona-Zeiten oder programmieren ihre eigene Virtual Reality-Anwendung. Expertinnen und Experten aus der IT-Branche geben ehrenamtlich Einblicke in ihren Berufsalltag und entwickeln gemeinsam mit den Jugendlichen Praxislösungen für konkrete Fragestellungen.

Kontakt: Simone Rehage, Tel.: 0211-990829-222

Bottrop/Oberhausen: Digital4u – Finde deinen Traumberuf!

Digital4u weckt durch praktische Mitmachangebote die Begeisterung junger Menschen für die digitalisierte Arbeitswelt. In Zusammenarbeit mit Experten aus der Wirtschaft bekommen die Jugendlichen über Apps, programmierbare Roboter oder Mikrocontroller Einblicke in unterschiedliche Anwendungsfelder wie Künstliche Intelligenz, Virtual Reality, Energieinformatik oder Softwareentwicklung. „Praktische Beispiele werden als Vehikel genutzt, um Interesse an dem Erlernen der Programmierung zu wecken sowie zu einer intensiveren Beschäftigung mit der Informatik beizutragen,“ so Herr Prof. Dr. Uwe Handmann, Institutsleiter Informatik der Hochschule Ruhr West und wissenschaftlicher Leiter der zdi-Zentren Bottrop & Oberhausen. In einem Projekt etwa programmieren die Schülerinnen und Schüler mit Hilfe einer Blockprogrammiersprache Muster, die im Nachgang auf eine Stickmaschine übertragen und ausgestickt werden. Ebenfalls werden Webseiten programmiert und Java-Einsteiger- & Fortgeschrittenen-Kurse angeboten. „Schülerinnen und Schüler sollen die Systematik hinter dem Coding verstehen und ein Verständnis dafür entwickeln, wie ein Computer denkt, spricht und arbeitet und so Digitalisierungskompetenz aufbauen.“ Unternehmen und Schulen der Region sind herzlich eingeladen mitzumachen.

Kontakt: Insa Larson, Tel. 0208-88254163; Katharina Schwermer, Tel. 0208-88254890

Gütersloh: Bedarfsorientierte Entwicklung von Angeboten

Im Kreis Gütersloh steht die Einbindung von Jugendlichen und Unternehmen im Fokus der Angebotsentwicklung. „Es gibt noch kein vorgegebenes Projekt-Köfferchen, sondern wir entwickeln bedarfsorientiert mit den Schulen und Betrieben Maßnahmen“, sagt Miriam Kröger. „Wir wollen unterschiedliche Schüler:innenzielgruppen bespielen. Angefangen bei der Klasse 5, die ab dem Sommer Informatik als Pflichtfach hat, über die Wahlpflichtfächer bis zur Oberstufe.“ Am Ende sollen die Kurse weitergeführt und langfristig etabliert werden, die am besten angenommen werden. „Unsere größte Herausforderung ist derzeit, Online- oder Hybrid-Formate zu entwickeln.“ Unter Einbindung der hiesigen Schülerlabore, bestehender Kooperationsbetriebe, aber auch neuer Lernorte wie Bibliotheken sollen neue Formate und Angebote entstehen und Bewährtes ausgerollt werden. Als Partner kommt aufgrund des inhaltlich offenen Ansatzes (fast) jedes Unternehmen in Frage: Seien es Großunternehmen, kleine IT-Buden oder Menschen, die selbst einfach Interesse an der Informatik haben – jede:r ist willkommen. Wichtig ist Kröger eine langfristige Etablierung der Formate. Daher denkt sie schon heute über die Projektphase hinaus und sucht nach Fördermöglichkeiten, entwickelt nah an den Kernlehrplänen und versucht, junge Menschen schon heute als IT-Dozent:innen einzusetzen, um sie bei ihrer eigenen beruflichen Orientierung zu unterstützen. Auf diese Weise gelingt es in dem Projekt möglicherweise sogar, dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken.

Kontakt: Miriam Kröger, Tel. 05241-851085

Südwestfalen: MI(N)T IT in die Zukunft – DigITal für SWF

„In unserem Projekt sollen außerschulische digitale Grundlagen anhand praxisorientierter industrienaher Anwendungsbeispiele vermittelt und praktische Anwendungsfelder im betrieblichen Alltag erkundet werden“, erklärt Kerstin Thiel. Derzeit entwickelt sie gemeinsam mit Lehrkräften, IT-Experten aus Unternehmen und der Fachhochschule Südwestfalen Lernangebote, die ab dem Schuljahr 2021/22 in den außerschulischen Lernorten der Region, dem Technikzentrum Südwestfalen in Lüdenscheid und dem neuen Technikzentrum in Hagen besucht werden können. Ergänzt werden die Präsenzveranstaltungen um digitale und hybride Formate. Schüler*innen bauen bspw. eine CO2-Ampel und programmieren eine mobile App, über die die Daten dann ausgewertet werden. „Für eine möglichst passgenaue Entwicklung der Lernangebote an die Anforderungen der Region haben wir eine digitale Befragung durchgeführt. Erfasst wurde, welche digitalen Kompetenzen Schüler*innen mitbringen und was Unternehmen von ihrem potenziellen Fachkräftenachwuchs erwarten.“ Bestehende Lücken im Bereich von Programmierkenntnissen, einem Verständnis für digitale Unternehmensprozesse aber auch Basiskenntnisse im Bereich von IT-Grundlagen werden über die noch zu entwickelnden Angebote geschlossen.

Kontakt: Kerstin Thiel, Tel.: 0162-211 1455

Hintergrund: Die landesweiten Partner

Im Pakt für Informatik arbeiten Schul- und Wirtschaftsministerium gemeinsam mit der IHK NRW, unternehmer.nrw, dem Branchenverband Bitkom und der Landesinitiative Zukunft durch Innovation (zdi.NRW) unter Federführung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW daran, dass Kinder und Jugendliche ab Sekundarstufe I das Programmieren erlernen und mit Hilfe von Algorithmen Probleme lösen. Grundlage der außerschulischen Bildungsmaßnahme sind Elemente informatischer Grundbildung gemäß dem Medienkompetenzrahmen NRW des Schulministeriums.

Wer sich an der Arbeit von zdi beteiligen möchte, ist auf der MINT-Community genau richtig.

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