MINT-Herbstreport 2023

Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigen weiterhin einen MINT-Fachkräftemangel

Die Zahlen des MINT-Herbstreports 2023, herausgegeben vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW), überraschen – mit dem diesjährigen Frühjahrsreport im Hinterkopf – wenig. Die bereits hohe MINT-Lücke ist zwar durch den Konjunktureinbruch nicht weiter angewachsen. Die Prognosen für den MINT-Bereich sind leider nach wie vor eher düster. Es gibt aber auch gute Nachrichten: MINT-Berufe zeigen sich als absolut lukrativ!

Das Foto zeigt ein Stück Holz aus dem mit dem Lasercutter ein Rechteck ausgeschnitten wurde. Auf dem Rechteck steht MINT. Das Foto steht symbolisch für die MINT-Fachkräftelücke.
Die MINT-Lücke ist leicht gesunken – doch weiterhin auf hohem Niveau.

Aktuelle Zahlen aus September 2023: MINT-Lücke leicht gesunken

Während die bereinigten Zahlen zu fehlenden Arbeitskräften über alle 36 MINT-Berufskategorien im April 2023 noch bei 308.400 Personen lagen, beträgt die Lücke im September diesen Jahres noch 285.800 Personen. Im Herbstreport wird dieser Rückgang in erster Linie der schrumpfenden Wirtschaftskonjunktur in Deutschland geschuldet. Diese wirke sich auch auf die Entwicklung bei offenen Stellen und Arbeitssuchenden im MINT-Bereich aus. Der Rückgang der MINT-Lücke sei aber nicht ausreichend, um dem bevorstehenden Fachkräftemangel tatsächlich etwas entgegenzusetzen. Außerdem sei in den nächsten Jahren mit zunehmenden Investitionen in den Bereichen Digitalisierung und Dekarbonisierung zu rechnen. Dies führe auch zu einem höheren Bedarf an MINT-Fachkräften. In diesen Bereichen ist schon jetzt mit den größten Engpässen zu rechnen: In den Energie- / Elektroberufen fehlen 81.900 Fachkräfte, bei der Maschinen- und Fahrzeugtechnik sind es 53.900 Fachkräfte. Die IT-Berufe benötigen 43.600 und die Berufe der Metallverarbeitung 38.200 Fachkräfte.

Die Grafik zeigt die Entwicklung der MINT-Fachkräftelücke von 2011 bis September 2023.
Quelle: Anger, Christina / Betz, Julia / Geis-Thöne, Wido / Plünnecke, Axel, 2023, MINT-Herbstreport 2023. Mehr MINT-Lehrkräfte gewinnen, Herausforderungen der Zukunft meistern, Gutachten für BDA, MINT Zukunft schaffen und Gesamtmetall, Köln

Lehrkräftemangel als große Herausforderung

Vor allem in den MINT-Fächern zeichnet sich laut MINT-Herbstreport für die kommenden Jahre ein deutlicher Lehrkräftemangel ab. Dies liege vor allem an höheren Geburten- und Zuwanderungsraten. Deshalb wird mit einem Anstieg der Schüler:innenzahlen um rund zwei Millionen Schüler:innen für das Schuljahr 2031/32 gerechnet. Dem gegenüber steht eine positive Entwicklung der Altersstruktur: Der Anteil der Lehrkräfte im Alter von unter 40 Jahren stieg demnach im Vergleich zum vorherigen Schuljahr von 26,8 Prozent auf 35,2 Prozent. Entsprechend scheint sich die demographische Herausforderung, nach der in den letzten Jahren mehr Lehrkräfte pensioniert als neu eingestellt wurden, wieder zu relativieren. Auch soll der Gesamtbestand an Lehrkräften in den kommenden Jahren kontinuierlich zunehmen. Dennoch rechnet der MINT-Herbstreport mit einer Lehrkräftelücke von 76.000 fehlenden Vollzeitäquivalenten im Schuljahr 2034/35 – wobei hier mögliche Quereinsteiger nicht mitberücksichtigt wurden.

Das Logo für MiLeNa zeigt grüne, rote und blaue Sechsecke, in denen die Buchstaben Mi Le Na und verschiedene Symbole mit MINT- und Unterrichtsbezug zu sehen sind.

Das zdi-Partner:innen-Programm MiLeNa (MINT Lehrkräfte Nachwuchs) setzt sich dafür ein, genau dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Das von Schulen und Hochschulen sowie der Hans Riegel Stiftung getragene Programm richtet sich an Oberstufenschüler:innen und bietet neben Workshops auch ganz praxisnahe Lehrgelegenheiten, in denen hautnah Unterrichtserfahrungen gesammelt werden können.

Neben der Förderung des Lehrkräftenachwuchses wird die außerschulische MINT-Bildung zunehmend wichtiger werden: Wenn Lehrkräfte fehlen und Unterricht jenseits des Kurrikulums aufgrund fehlender Kapazitäten nicht möglich ist, wird außerschulische MINT-Bildung zur Talentförderung und Interessenbildung umso wichtiger. Gleiches gilt für die Berufs- und Studienorientierung. Deshalb gilt es, das NRW-weite zdi-Kursangebot zu pflegen, aufrechtzuerhalten und weiterzuentwickeln.

MINT-Berufe in vielerlei Hinsicht lukrativ

Neben allen negativen Entwicklungen gibt der MINT-Herbstreport aber auch gute Beispiele dafür, warum sich eine Karriere im MINT-Bereich auf jeden Fall lohnt! So verdienen beispielsweise Akademiker:innen in MINT-Berufen überdurchschnittlich gut. Hier lagen die Durchschnittsgehälter (Vollzeit) im Jahr 2021 bei 5.900 Euro und somit 2.000 Euro über dem Durchschnittseinkommen anderer Akademiker:innen. Auch die Möglichkeiten, eine leitende Position zu erlangen, scheinen im MINT-Bereich besser auszusehen. Während 31 Prozent der im Jahr 2020 erwerbstätigen Akademiker:innen anderer Fachrichtungen in leitenden Positionen tätig waren, waren es unter MINTler:innen gut vier Prozent mehr.

Auch scheinen die allgemeinen Arbeitsbedingungen gut zu sein, denn es zeigt sich eine Zunahme an Anteilen der Beschäftigung Älterer, das heißt der ab 63-Jährigen. Hier wurden Vergleiche gezogen mit den Beschäftigtenzahlen der 61- bis unter 63-Jährigen und der über 63-Jährigen und so eine Verbleibsquote berechnet, die zeigt, wie viele der mit 61 Jahren bereits beschäftigten auch mit über 63 Jahren weiterhin im MINT-Bereich tätig waren. Diese Quote stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich an und lag im März 2023 bei beachtlichen 91,8 Prozent. Laut MINT-Herbstreport lassen sich hieran die Erfolge der Maßnahmen zur Fachkräftesicherung ablesen, zum Beispiel durch Fort- und Weiterbildungen.

Die Grafik zeigt die Entwicklung der Verbleibsquote der MINT-Beschäftigten im Alter von 63+ von 2014 bis 2023.
Quelle: Anger, Christina / Betz, Julia / Geis-Thöne, Wido / Plünnecke, Axel, 2023, MINT-Herbstreport 2023. Mehr MINT-Lehrkräfte gewinnen, Herausforderungen der Zukunft meistern, Gutachten für BDA, MINT Zukunft schaffen und Gesamtmetall, Köln

Hier könnt Ihr den vollständigen MINT-Herbstreport des IW herunterladen:

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