Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat im Februar 2019 einen bundesweiten MINT-Aktionsplan veröffentlicht. Dieser beinhaltet eine Kommunikationskampagne (MINTMagie), eine MINT-Kompetenz- und Vernetzungsstelle mit E-Plattform (wird noch ausgeschrieben), begleitende Forschung (noch wenige Informationen veröffentlicht) und MINT-Cluster. Insgesamt sollen 55 Millionen Euro in die MINT-Förderung investiert werden.
Der MINT-Aktionsplan des BMBF bietet allen zdi-Netzwerken eine tolle Chance, sich strukturell weiterzuentwickeln. Den MINT-Aktionsplan finden Sie unter diesem Link.
Die zuletzt genannte angekündigte Richtlinie zur Förderung regionaler Cluster für die MINT-Bildung von Jugendlichen wurde nun veröffentlicht.
Die Ausschreibung bezieht sich auch auf bestehende MINT-Netzwerke, solange die Fördergelder für eine Weiterentwicklung eingesetzt werden.
Bewerbungen müssen bis zum 02. März 2020 eingereicht werden. Um die Entscheidung zu erleichtern, sich zu bewerben und um zu klären, wie sich beworben werden sollte, haben wir ein paar Fragen an das BMBF gestellt, welche uns unten im Interview beantwortet wurden.
Die ausführlichen Unterlagen zur Bekanntmachung finden Sie hier:
Bekanntmachung
Für Interessierte finden vier Informationsveranstaltungen mit der Möglichkeit zur persönlichen Förderberatung durch das BMBF statt (20.11. Hamburg, 29.11. Halle (Saale), 02.12. Augsburg). Davon ist ein Termin auch in NRW:
- 22.11. Bonn (Informationslink)
zdi-Netzwerk = MINT-Cluster? Ein Hinweis von zdi.NRW
Eine Förderung von Parallelstrukturen ist ausgeschlossen – das heißt aber nicht, dass zdi sich nicht beteiligen kann. Da es mit den zdi-Netzwerken in NRW allerdings flächendeckend etablierte Strukturen gibt, müssen die Förderanträge der zdi-Netzwerke andere Akzente setzen und einen Mehrwert für diese bestehenden Strukturen schaffen. Nach unserer Einschätzung ist davon auszugehen, dass eine Einzelförderung einzelner zdi-Netzwerke eher unwahrscheinlich sein dürfte. Wir gehen davon aus (empfehlen), dass sich Netzwerke überregional zu themenorientierten Verbünden zusammenschließen sollten.
Das Interview mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung zum MINT-Aktionsplan
Bald wird ein wettbewerbliches Verfahren ausgeschrieben, dass im MINT-Aktionsplan genannt wird. Hier können sich „Cluster“ bewerben, um bestehende Angebote oder neue Angebote fördern zu lassen, bzw. Strategien zu entwickeln. Ist das so richtig? Und wann kann mit der Veröffentlichung gerechnet werden?
Ja, das ist richtig. Die entsprechende Förderrichtlinie wurde am 11.11.2019 im Bundesanzeiger veröffentlicht. Siehe: Förderrichtlinie
Dabei sollen 55 Millionen Euro zwischen 2020 und 2022 investiert werden. Mit welchem Ziel schreibt das BMBF dies aus? Welche Zielgruppe soll mit den Angeboten erreicht werden?
Der MINT-Aktionsplan wurde aufgesetzt, um die MINT-Bildung noch weiter zu stärken. Er fungiert als strategisches Dach: der MINT-Aktionsplan bündelt bestehende Maßnahmen (wie z.B. Haus der Kleinen Forscher, SchülerLabore, Schülerwettbewerbe oder den Nationalen Pakt für Frauen in MINT-Berufen) und war zugleich Startschuss für die Entwicklung neuer Initiativen, für deren Umsetzung bis zu 55 Millionen Euro investiert werden. Über die Hälfte wird für die MINT-Cluster aufgewendet. In zwei Wettbewerbsrunden sollen insgesamt 40 Cluster gefördert werden und die ersten 15 bis 20 MINT-Bildungscluster sollen bereits in 2020 ihre Arbeit aufnehmen. Im kommenden Jahr sollen weitere 20 bis 25 regionale MINT-Bildungscluster ausgewählt werden.
Mit dieser bundesweiten Strukturförderung zielt das BMBF darauf, das Angebot außerschulischer MINT-Aktivitäten für Jugendliche in der Fläche auszubauen und zu verstetigen. Für Kinder und Jugendliche soll der Zugang zu MINT-Nachmittags-Angeboten so selbstverständlich werden wie ein sportliches oder musisches Hobby. Nur dann haben wir später MINT-Fachkräfte und MINT-Nachwuchswissenschaftler.
Ein besonderer Fokus bei der Zielgruppe liegt auf Mädchen und jungen Frauen, die explizit angesprochen werden sollen. Es ist wichtig, dass es uns gelingt, das MINT-Interesse bei Mädchen und jungen Frauen zu stärken und zu vertiefen, damit sie sich zukünftig in diesen Felder mehr zutrauen und Frauen in MINT-Berufen zu einer Selbstverständlichkeit werden. Dafür ist die Ansprache von Jugendlichen besonders zielführend.
An wen richtet sich Ihr Aufruf für „neue Initiativen zur Stärkung der MINT-Bildung“? Von wem erhoffen Sie sich Bewerbungen auf die Ausschreibung?
Zur Bewerbung sind alle Akteure eingeladen/ aufgefordert, die zur Gestaltung und Weiterentwicklung guter MINT-Bildung beitragen können. Dazu gehören auch die zdi-Netzwerke. Denkbar sind auch Kooperationen mit Partnern, die zwar im Bereich MINT, aber noch nicht im Bildungsbereich tätig sind, z.B. Technologiecluster, Makerszene etc. Nur vernetzt und gemeinsam lässt sich gute MINT-Bildung umsetzen. Die Fördermaßnahme ist eine neue Initiative zur Stärkung der MINT-Bildung.
Welchen inhaltlichen Schwerpunkt an Bewerbungen erhofft sich das BMBF damit?
Das Ziel der Förderrichtlinie ist es, den Auf- und Ausbau regionaler Clusterstrukturen für gute MINT-Bildung zu unterstützen. Die Zusammensetzung der Cluster aus maßgeblichen MINT-Akteuren der Regionen und Kommunen soll sicherstellen, dass die inhaltliche Ausrichtung der Cluster sich hauptsächlich am Bedarf für MINT-Bildung in der adressierten Region orientiert. Es sollte in den einzureichenden Skizzen dargestellt werden, welcher Bedarf in der Zielregion adressiert wird. Das können ganz unterschiedliche Strukturen sein mit sehr verschiedenen Angebotsideen. Wobei die Angebote/ die Schulungsinhalte selbst nicht gefördert werden. Vielmehr soll die Förderung von Strukturen dazu beitragen, dass zum Beispiel eine Hochschule zusammen mit einem Unternehmen aus der Region und einem MINT-Verein vor Ort die Voraussetzungen schaffen können, damit gute MINT-Bildung angeboten oder bestehende MIT-Bildung ausgebaut werden kann. Die inhaltliche Ausrichtung der geplanten Angebote richtet sich dann an den Erfordernissen für die Region aus.
Welche Altersgruppe soll mit den Angeboten erreicht werden?
Insbesondere die Altersgruppe der 10-16 Jährigen Jugendlichen. Kinder sind von MINT-Themen mühelos zu begeistern. Leider geht diese Begeisterung in zu vielen Fällen an der Schwelle zum Jugendalter verloren. Hier setzen die Initiativen des MINT-Aktionsplans an und daher sollen die Angebote vor allem für Jugendliche zwischen 10 und 16 Jahren gemacht werden. Zudem ist bekannt, dass vor allem Mädchen und junge Frauen häufig ihre Fähigkeiten im MINT-Bereich unterschätzen und sich zu selten für eine MINT-Karriere entscheiden. So gehen viele potenzielle Fachkräfte verloren, die wir in Deutschland dringend brauchen.
Die Gesamtsumme bis 2022 beläuft sich auf 55 Millionen Euro. Mit welcher Summe werden die einzelnen MINT-Angebote gefördert?
Wir stellen 500 T € pro Cluster zur Verfügung, in begründeten Ausnahmefällen bis zu 1 Mio €; die Cluster müssen nach Auslaufen der Förderung eine Finanzierung selbst sicherstellen. Danach werden die Interessenten sicherlich auch die beantragte Förderhöhe ausrichten. Grundsätzlich richtet sich die Höhe der Zuwendung pro Vorhaben nach dessen Erfordernissen.
Neben den genannten 55 Millionen Euro ist die Sprache von einer Förderung auf sechs Jahre mit 2 Förderphasen. Gibt es bereits Informationen über die Zuwendungen in der zweiten Förderphase?
Jedes Cluster kann bis zu fünf Jahre gefördert werden. Dies hängt von einer positiven Zwischenevaluation nach der ersten Förderphase von drei Jahren ab. Die Folgejahre werden regressiv gefördert. Bereits beim Einreichen der Skizzen sollen Finanzierungskonzepte für beide Projektphasen vorgelegt werden.
Bisher war in dem Paket „MINT-Angebote für Jugendliche“ die Rede von 30-40 MINT-Clustern. Woran planen Sie die Verteilung auf Bundesebene fest zu machen und woran machen Sie die finale Cluster-Zahl fest?
Die verfügbare Fördersumme könnte sinnvoll auf 30-40 Cluster aufgeteilt werden. Es können je nach Antragslage auch weniger oder auch mehr werden. Entscheidend für die Auswahl ist die Qualität der Idee und die Chancen für eine Umsetzung. Die endgültige Zahl der geförderten Cluster hängt auch davon ab, wie viele gut umsetzbare Ideen eingereicht werden und welche Zuwendung die einzelnen Ideen benötigen. Es geht uns darum, in 16 Bundesländern eine große Breitenwirkung und Flächendeckung zu erzielen.
Wird es eine Geschäftsstelle geben, die die MINT-Cluster betreut? Welche Aufgaben werden von dort aus gesteuert?
Die Cluster selbst erhalten eine Förderung für ihren Koordinator. Diese Person betreut die Clustermitglieder und ist in der Bewerbungsskizze einzuplanen. Darüber hinaus setzt das BMBF eine zweite neue Initiative um: In Kürze wird eine weitere Förderrichtlinie veröffentlicht werden. Mit dieser zielt das BMBF auf die Errichtung einer bundesweiten MINT Kompetenz- und Vernetzungsstelle mit E-Plattform. Diese soll Austausch und Vernetzung der MINT-Akteure erleichtern – auch IT-gestützt – und den Transfer von best-practice befördern. Folglich wird es auch eine enge Anbindung an die MINT-Cluster geben, die der Vernetzungsstelle Unterstützungsbedarfe melden können, aber sich ebenso einbringen in die Diskussion um best-practice, um Gelingensbedingungen guter MINT-Bildung.
Welche Faktoren spielen in der Vergabe der Förderung eine Rolle? Welche Institutionen können teilnehmen (vom Verein bis zur GmbH)?
Neben qualitativen Kriterien und Erfahrungen der Akteure im MINT-Bereich ist wichtig, dass sich im MINT-Cluster die lokalen, relevanten Akteure zusammenfinden und mindestens drei von vier Institutionen vertreten sind:
- Wissenschaft (wie z.B. Universitäten, Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen etc.),
- Zivilgesellschaft (Verbände, Vereine, Stiftungen et al.),
- Wirtschaft (Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, KMUs, Genossenschaften etc.) und
- Bildungsträger, Gebietskörperschaften, Kommunalverbände und andere Körperschaften des öffentlichen Rechts.
Antragsberechtigt sind juristische Personen wie z.B. Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Verbände, Vereine, Stiftungen, kommunale Wirtschaftsverbände, Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, Bildungsträger, Gebietskörperschaften, Kommunalverbände und andere Körperschaften des öffentlichen Rechts, die über ausgewiesene Kompetenzen im MINT-Kontext verfügen.
Welche Form der Evaluation und Qualitätssicherung müssen die zukünftigen MINT-Cluster leisten? Wie planen Sie dies zu prüfen und wird es eine Begleitforschung geben?
In den Skizzen muss ein Konzept enthalten sein, wie sich die Projektpartner die Qualitätssicherung für die ihre Arbeit vorstellen. Das ist Teil der Bewertungskriterien für die Auswahl der Skizzen.
Außerdem ist eine Begleitforschung zu den Projekten im Rahmen der Förderrichtlinie MINT-Forschung geplant. Diese Förderrichtlinie wird voraussichtlich Mitte des kommenden Jahres veröffentlicht. Die Vorarbeiten hierzu laufen.
Auch für die geplante MINT Kompetenz- und Vernetzungsstelle wird es Maßnahmen zur Qualitätssicherung und zur Evaluation geben.
In der jetzt veröffentlichen Förderrichtlinie MINT-Bildung für Jugendliche (MINT-Cluster) ist daher auch vorgesehen, dass die Zuwendungsempfänger verpflichtet sind, die für die Erfolgskontrolle notwendigen Daten dem BMBF oder den damit beauftragten Institutionen zeitnah zur Verfügung zu stellen.
In vielen Ländern gibt es bereits bestehende Netzwerkstrukturen zur MINT-Förderung. Nun schreiben Sie MINT-Cluster aus. Das ist ein anderes Wort für Netzwerk. Sollen sich die bestehenden Netzwerke (z.B. zdi-Netzwerke, MINT-Regionen etc.) hierauf bewerben, um noch bessere Arbeit durch zusätzliche Ressourcen zu schaffen? Oder wünschen Sie, dass neue parallele Strukturen entstehen?
s.o. Die Ausschreibung richtet sich ausdrücklich auch an bestehende Cluster. Für diese ist es jedoch wichtig, dass der angestrebte quantitative und qualitative Neuigkeits- und Mehrwerts dargestellt wird. Das bloße Weiterführen laufender MINT-Maßnahmen mit Bundesmitteln ist nicht möglich. Natürlich sollen keine Parallelstrukturen entstehen, daher werden neue Cluster explizit dazu aufgefordert, die Anbindung an bestehende Cluster- und Vernetzungsstrukturen zu prüfen und sinnvoll zu ergänzen. Dabei sollten die Cluster die Notwendigkeit und Passgenauigkeit neuer Maßnahmen und Konzepte im Hinblick auf die bisher in der Region geleisteten Arbeiten im Blick haben und darstellen. Für den Aufbau neuer Clusterstrukturen wird die Unterstützung durch ein bereits bestehendes Cluster z. B. in Form einer Patenschaft empfohlen.
Gibt es in der Ausschreibung thematische Schwerpunkte zur Förderung? Der Digitalisierung wird aktuell beispielsweise immer ein besonders hoher Stellenwert zuteil.
Konkrete thematische Schwerpunktsetzungen gibt es nicht. Es geht darum durch geeignete Strukturen niedrigschwellige Angebote zu etablieren, die Gelegenheiten zum Kennenlernen von MINT und Berührungspunkte zu naturwissenschaftlich-technischen Themen schaffen, um unterschiedlichen Techniken (wie z.B. AR- und VR-Techniken, 3D-Druck, Robotik, etc.) kennenzulernen und kreativ damit umzugehen.
Was genau soll in der Ausschreibung gefördert werden? Die Netzwerk-Arbeit oder konkrete Angebote? Dozent*innen für Kurse oder Didaktik(-forschung)? Lehr-, Lernräume (außerschule Lernorte) und Schülerlabore?
Die Förderrichtlinie fokussiert die notwendigen Strukturen, die für eine gute außerschulische MINT-Bildung in den einzelnen Regionen jeweils erforderlich sind.
Entsprechend förderfähig sind Ausgaben für Personal- und Sachmittel bzw. Kosten, die den Verbundpartnern dazu dienen, Strukturen für regelmäßige und betreute MINT-Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche aufzubauen und bereitzustellen. Die Entwicklung von MINT-Bildungsangeboten (Curricula, Module etc.) ist explizit nicht Teil der Förderung.
In Ihrer Veröffentlichung sprechen Sie davon, dass die besten regionalen Cluster ausgewählt werden. Wie wird die Bewertung stattfinden? Welche Faktoren rechnen Sie ein?
Die Bewertung der eingereichten Skizzen erfolgt nach festgelegten Kriterien, die in der Förderrichtlinie benannt sind. Für die Bewertung wird das BMBF ein Gutachtergremium berufen, welches die Skizzen nach den festgelegten Kriterien bewertet.