Am Theater der Universität der Künste arbeitet Maria Sperl als Bühnentechnikerin. Die gelernte Tischlerin schätzt an ihrer Arbeit, dass sie die unterschiedlichen handwerklichen und technischen Fähigkeiten, die sie in ihrem beruflichen Leben erworben hat, in der vielfältigen Welt des Theaters voll und ganz einbringen kann. Das Portrait stellt das Projekt Wir stärken Mädchen der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) als Nachtrag für den zdi-Heldinnen-Oktober zur Verfügung.
Wenn sich nach vielen Proben und Herstellungsprozessen eines Theaterstücks am Premierenabend der Vorhang öffnet und für einen kurzen Augenblick alles still wird, ist das der Moment, den die Bühnentechnikerin am meisten an ihrem Beruf liebt: „Ich weiß, jetzt sitzt jeder Handgriff, jeder kann sich auf den anderen verlassen und in der Gemeinschaft der vielen Mitarbeiter eines Hauses mit ihren jeweiligen Aufgaben arbeiten wir wie Zahnräder ineinander und schaffen einen besonderen Moment.“
Maria Sperl kümmert sich darum, dass die technischen Abläufe und Arbeiten während und nach den Proben und Aufführungen reibungslos ablaufen. Als Bühnentechnikerin richtet sie zum Beispiel die Bühnendekoration, wie Kulisse und Vorhänge ein, sorgt für eine sichere Benutzung durch Treppen und Leitern und bedient die Bühnenmaschinerie. Diese bewegt unter anderem die Vorhänge und Schweinwerfer und bringt Bühnenelemente zum Drehen.
Große Vielfalt an Berufen und Beschäftigungsmöglichkeiten am Theater
Wenn jemand erfährt, dass sie am Theater arbeitet, denken die meisten als erstes sie sei Schauspielerin oder Sängerin. Das liegt vor allem daran, dass viele gar keine Vorstellung davon haben, dass neben den künstlerischen Mitarbeiter:innen, wie Regie/Dramaturgie, der Verwaltung und den Mitarbeiter:innen von Maske, Kostüm und Requisite ein komplexer technischer Support nötig ist. Technik, die nicht wie Licht und Ton unmittelbar sicht- und hörbar ist. Bei vielen dieser Berufe hinter den Kulissen (wie Ton, Licht, Bühnenmaschinerie, Werkstätten und Bühnentechnik) arbeiten eher wenig Frauen. „Daher halte ich es für sehr wichtig Transparenz über die existierende Vielfalt der Berufe und Beschäftigungsmöglichkeiten hinter den Kulissen mit Hilfe von Tagen der offenen Tür und Praktika zu machen“, meint Maria Sperl.
Auch wünscht sie sich, dass die spezifischen Bedürfnisse von Frauen bei der Gestaltung und Ausführung der Arbeitsprozesse und die nötigen wichtigen Rahmenbedingungen mehr berücksichtigt werden. Das bedeutet unter anderem adäquate Umkleiden und Sanitärbereiche für alle zur Verfügung zu stellen sowie geeignete Berufskleidung für Frauen auf den Markt zu bringen.
Ausbildung zur Tischlerin und Restauratorin
Die Bühnentechnikerin hat nach der mittleren Reife eine Ausbildung zur Tischlerin gemacht, da sie schon früh gemerkt hat, dass sie gerne handwerklich arbeitet. Um ihre Grundlagen zu erweitern, hat sie später noch eine Ausbildung zur staatlich geprüften Restauratorin für Möbel und Holzobjekte absolviert und in diesem Bereich auch eine Weile als selbstständige Restauratorin mit eigener Werkstatt gearbeitet.
Als ihr nach einigen Jahren bewusst wurde, dass ihr der Umgang mit anderen Menschen fehlt, brachte sie eine Freundin, die selbst als Ausstellungstechnikerin in einem Museum arbeitet, auf die Idee am Theater anzufangen: „Das ist ein guter Ort, um mit den verschiedensten
Menschen an einem künstlerischen Projekt handwerklich zu arbeiten.“
Im zdi-Heldinnen Oktober 2021 haben wir fünf MINT-Unternehmerinnen getroffen. Ihre Geschichten finden Sie hier. MINT-Unternehmerinnen im Fokus
Mehr solcher Geschichten gibt es auch beim Projekt Wir stärken Mädchen der DKJS.
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