Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) und zdi.NRW: Lehren und Lernen für eine bessere Welt

Nachhaltigkeit ist ein Schlagwort unserer Zeit. Um das eigene Leben und die Zukunft nachhaltig zu gestalten, bedarf es entsprechender Bildung. Seit 2015 läuft daher das UNESCO-Weltaktionsprogramm „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“. Auch bei zdi.NRW gehört BNE dazu. Wie das konkret aussieht, erzählen wir in diesem Beitrag.

„BNE wird ohne MINT nicht funktionieren. Und wenn wir diesen Planeten lebenswert erhalten wollen, kommt MINT auch nicht ohne BNE aus“, sagt Markus Real vom zdi-Netzwerk MINT.REgio.

Schon seit seiner Jugend engagiert er sich für Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Und er ist glücklich, dieses Engagement in seiner Rolle als Koordinator des zdi-Netzwerks Recklinghausen fortsetzen zu können.

Das Foto zeigt Markus Real: Einen Mann mit kurzen braunen Haaren, der ein Tablet in der Hand hält und eine erklärende Geste macht.
Markus Real

Aber was ist Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) eigentlich?

Begriffliche Einordnung

Bildung für Nachhaltige Entwicklung (kurz BNE) soll Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigen. Das Verständnis für Probleme soll mit einer Handlungskompetenz verknüpft werden. Dabei beschreibt BNE die gesamte Bildungskette und begreift sich als ein lebenslanger Lernprozess. BNE soll sichtbar machen, wie wichtig Bildung ist, damit jeder Mensch auf diesem Planeten ein gutes Leben führen kann – ohne dabei den Planeten und unseren Lebensraum zu zerstören.

Definition & Didaktik

Nachhaltige Entwicklung beschreibt das ausgewogene Zusammenspiel von sozialer Gerechtigkeit, ökonomischer Effizienz und ökologischer Verträglichkeit. Der Begriff Bildung für Nachhaltige Entwicklung hingegen beschreibt eine internationale Bildungskampagne und ein didaktisches Konzept.

Auf didaktischer Ebene ist BNE handlungs- und lösungsorientiert, interdisziplinär und partizipativ. Die Herausforderung ist, komplexe Zusammenhänge begreifbar zu machen (Stichwort: systemisches Lernen).

Seit den 90ern forciert Politik Bildung in der Nachhaltigen Entwicklung

Bereits im Jahr 1992 formulierten die Vereinten Nationen bei der UN-Umweltkonferenz in Rio de Janeiro die Leitlinien zur nachhaltigen Entwicklung im 21. Jahrhundert. Dabei war Bildung als eines der zentralen Handlungsfelder benannt. Zehn Jahre später beschlossen die nationalen Regierungen auf dem Weltgipfel Rio +10 in Johannesburg, den Ansatz der Nachhaltigkeit in ihre jeweiligen Bildungssysteme und -strategien einzuführen. Und seit 2015 läuft das UNESCO-Weltaktionsprogramm (WAP) „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Es soll die Veränderung des Bildungssystems hin zu mehr Nachhaltigkeit weiter vorantreiben und BNE noch stärker von der Idee in die Praxis bringen. Grundlage des Programms sind die 17 globalen Zielsetzungen mit 169 Unterzielen. Dazu gehören z.B. Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen, Kein Hunger oder Frieden und Gerechtigkeit aber auch Nachhaltige Städte und Gemeinden, Hochwertige Bildung und Maßnahmen zum Klimaschutz.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat hierzu ein Erklärvideo erstellt.

BNE in Deutschland

Die Umsetzung der UNESCO-Aktionen für BNE wird in Deutschland seit 2015 federführend vom BMBF koordiniert. Auf der operativen Ebene sind die BNE-Agenturen in den einzelnen Bundesländern aktiv. Die BNE-Agentur in NRW ist bei der Natur- und Umweltschutz Akademie NRW (kurz NUA) angesiedelt. Mit der BNE-Agentur ist die NUA die zentrale Stelle in NRW für Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Nordrhein-Westfalen war 2016 das erste Bundesland, in dem eine BNE-Landesstrategie verabschiedet und eine BNE-Agentur als Ansprechpartnerin für Bildungseinrichtungen initiiert wurde. Im Schulministerium NRW arbeiten bereits verschiedene Arbeitsgruppen an der Integration von BNE in die Schulfächer und den Lehrplan. Das betrifft die naturwissenschaftlichen Fächer, Technik sowie Erdkunde, aber auch Geschichte, Politik und Philosophie.

BNE und zdi.NRW

„In der Kooperation mit der BNE-Agentur in NRW habe ich das Angebot von MINT.Regio noch weiter in Richtung Nachhaltige Entwicklung treiben können“, berichtet Markus Real. Dabei sei für viele Akteur:innen in der zdi-Community BNE kein Neuland. Denn viele zdi-Netzwerke sind bereits in Sachen BNE aktiv, ohne es explizit so zu nennen.

Bei seiner Suche nach interessanten Akteur:innen stieß Markus Real auf eine BNE-Agentur in seiner direkten Nachbarschaft und nahm Kontakt auf. Seit 2019 arbeiten beide an gemeinsamen Formaten für Lehrende und Lernende.
Dazu gehört z.B. das Tagungsformat „BNE trifft MINT“. Dies ist eine Veranstaltungsreihe für Lehrer:innen und Multiplikator:innen. Beispiele für technische Innovationen als Motor einer nachhaltigen Entwicklung werden vorgestellt und Ideen zur Verankerung im schulischen Lernen vermittelt. Veranstaltungstermine werden über den zdi-Newsletter und das NUA-Bildungsprogramm veröffentlicht.

Außerdem beantragt MINT.REgio im Verbund mit den zdi-Netzwerken MINT.BOchum und MINT.HERne die BNE-Zertifizierung NRW.

Cathrin Gronenberg stellt die Aufgaben der BNE-Agentur NRW vor.

Kooperationspartnerin bei der BNE-Agentur ist Cathrin Gronenberg. Sie ist freigestellte Biologie- und Mathematiklehrerin und koordiniert bei der BNE-Agentur Nordrhein-Westfalen den Bildungsbereich Schule. Hier ist sie besonders im Bereich der Didaktik tätig.

Vorteile einer Kooperation zwischen BNE und zdi.NRW

Zur Umsetzung vieler Nachhaltigkeitsziele sind technische Innovationen und naturwissenschaftliche Kompetenzen erforderlich. „Wir brauchen nachhaltige MINT-Innovationen, um allen Menschen ein gutes Leben zu ermöglichen. BNE ermuntert Lernende und Forschende stets die ökologische Verträglichkeit und soziale Gerechtigkeit mitzudenken“, bestätigt Cathrin Gronenberg.

zdi hat es sich zur Aufgabe gemacht, den MINT-Nachwuchs zu fördern. Dabei ist der didaktische Ansatz von BNE sehr interessant für die Arbeit in den zdi-Netzwerken und Schüler:innenlaboren. BNE-Kurskonzepte verknüpfen MINT-Wissen mit gesellschaftlichen Themen. Und das erforderliche didaktische Know-how kann bei der NUA kostenfrei erworben werden.

Markus Real findet den Aspekt der Partizipation besonders wirkungsvoll. Er beobachtet in seinen Kursen immer wieder, wie motivierend die Aspekte der Selbstbestimmung von Themen oder Vorgehensweisen bei der Projektarbeit auf Schüler:innen wirken.

Ein BNE-Kurs enthält eines oder mehrere der folgenden Merkmale:

  • Zukunftsrelevante Fragestellung
  • Berücksichtigung mehrerer Dimensionen / ökologische und ökonomische Dimension
  • Multiperspektivische Betrachtung (z. B. Warum ist die Umsetzung politischer Maßnahmen nicht so einfach?)
  • Systemisches Lernen bzw. Zusammenhänge erkennen und verstehen
  • Dilemma (Warum scheitern wir manchmal?)
  • Partizipation (Schulen bzw. Schüler:innen bestimmen Thema und Aktion)

BNE trifft den Nerv der Zeit

Eine stärkere Integration von BNE in das Kursangebot oder gar eine Zertifizierung eines Netzwerks oder Schüler:innenlabors birgt aber noch andere Vorteile. So berichtet Markus Real davon, dass ihm sein Know-how und das Kursangebot zu Nachhaltiger Entwicklung sehr hilfreich war bei der Ansprache von Schulen. Besonders attraktiv dabei sei, dass man mit diesem Thema Schüler:innen besonders gut erreicht. Das gleiche gilt für die Unternehmensansprache. Auf der einen Seite ist der Bedarf an MINT-Fachkräften groß. Und auf der anderen Seite gehört ein Engagement für Nachhaltige Entwicklung in der Wirtschaft zum guten Ton.

Anforderungen bei zdi-BSO-MINT

Auch bei zdi nehmen nachhaltige Qualitätsmerkmale eine besondere Rolle ein. So müssen die zdi-BSO-MINT Vertragspartner:innen bei der praktischen Umsetzung von Kursen im Bereich der Berufs- und Studienorientierung die UN-Nachhaltigkeitsziele im Blick haben. Daneben wurde eine erste zdi-Akademie zu diesem Thema umgesetzt und aufgrund starker Nachfrage auch in das laufende Programm übertragen. Das Weiterbildungsangebot der zdi-Akadmie findet Ihr hier.

Anforderung an eine BNE-Zertifizierung NRW

Wer mit dem Siegel „BNE-Zertifizierung NRW“ werben will, muss sich zertifizieren lassen. Außerschulische Einrichtungen, die eine Zertifizierung anstreben, werden von der BNE-Agentur begleitet (z. B. mit vertiefenden Qualifizierungsmaßnahmen). Wie aktuell das Thema BNE ist, zeigt sich daran, dass die Zahl der Bewerber für eine Zertifizierung stetig steigt.

Um eine BNE-Zertifizierung zu erhalten, müssen Bewerber acht Qualitätskriterien in ihrer Bildungsarbeit nachweisen:

  1. Es liegt ein Leitbild mit klarem Schwerpunkt im Bereich BNE vor.
  2. Die Qualifikation des Bildungspersonals ist nachgewiesen und wird gesichert.
  3. Das Bildungsangebot und das ihm zugrundeliegende pädagogische Konzept orientieren sich an den Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung.
  4. Bildung für nachhaltige Entwicklung ist aufgenommen in der Öffentlichkeitsarbeit.
  5. Die Struktur der Organisation stützt die Qualitätssicherung der Bildungsangebote.
  6. Die Infrastruktur zur Realisierung der Angebote ist auf Nachhaltigkeit ausgerichtet.
  7. Die Finanzierung der Bildungsarbeit ist langfristig abgesichert.
  8. Die Kontinuität und Entwicklung der pädagogischen Arbeit ist sichergestellt.

Markus Real erwartet, dass die BNE-Zertifizierung der Netzwerke in Recklinghausen, Bochum und Herne noch in diesem Jahr abgeschlossen werden kann. „Ich denke, alle zdi-Mitstreiter:innen sind dann bestens auf diese Thematik vorbereitet und können die Botschaft Lehren und Lernen für eine bessere Welt in unsere Regionen tragen. Und hoffentlich können wir auch andere Kolleg:innen in der zdi-Community mit unserer Begeisterung anstecken“, äußert sich Markus Real hoffnungsvoll.

Lust auf MINT: Kurse und Austausch auf der Community-Plattform

Für alle MINT-Interessierten: Die flächendeckend in NRW verteilten zdi-Netzwerke und zdi-Schüler:innenlabore bieten regelmäßig Kurse und Workshops an. Eine Übersicht der Angebote findet sich auf der MINT-Community-Plattform.

Zur MINT-Community NRW.

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