15 Jahre zdi | 2013: Von der Idee zum fertigen Produkt – Berufsrealität erleben im Schülerlabor tec4you-lab

„Technik für dich erlebbar machen.“ – unter diesem Motto arbeitet der außergewöhnliche Lernort seit 2013 mit Metalltechnik-Unternehmen aus der Region zusammen. Im tec4you-lab des Berufskollegs Brakel, das in Kooperation mit der Hochschule OWL entstanden ist, bekommen Schüler*innen einen Tag lang die Möglichkeit, ein Produkt selbstständig zu entwickeln, von der ersten Skizze bis zur Produktion.

Fünf Millionen Euro Fördermittel stellte das NRW-Wirtschaftsministerium 2013 aus dem EFRE-Programm für zdi-Netzwerke zur Verfügung. Damit sollte zum einen die Vernetzung der regionalen zdi-Zentren mit regionalen Wirtschaftsstrukturen gestärkt, zum anderen neue MINT-Angebote geschaffen werden. In diesem Jahr wurden 44 neue Projekte ins Leben gerufen. Eines dieser Projekte war das Schülerlabor tec4you-lab.

In allen Kursen des tec4you-labs wird ein Unternehmensplanspiel durchgeführt, bei dem sich die Schüler*innen am Anfang in fünf Teams mit den Schwerpunkten Forschung, Technik, Design, Finanzen und Kommunikation aufteilen. Danach erarbeiten sie selbstständig, welche Materialien sie verwenden wollen, wie das Produkt funktionieren und aussehen soll, wie viel es kosten und wie es vermarktet werden soll. Es gilt der Grundsatz: Nur durch Teamwork kann ein erfolgreiches Produkt entstehen. Das Betreuer*innen-Team hält sich dabei immer unterstützend im Hintergrund.

Wir haben mit Gunnar Leiweke, dem Mitbegründer und Leiter des tec4you-labs über die Entstehung des Labors gesprochen.

Gunnar Leiweke, Leiter des tec4you-labs

Guten Tag Herr Leiweke, wie ist die Idee entstanden, ein wirtschaftsnahes Schülerlabor aufzubauen?  

Die Idee kam unserem Schulleiter Michael Urhahne Anfang 2013Bei einer Besprechung mit anderen Schulleitern fiel das Stichwort 
Baylab Plastics in Leverkusen. Nachdem wir einen kompletten Tag im Labor verbringen durften, war uns sofort klar, dass auch wir so etwas im Kreis Höxter implementieren wollten. Wir waren begeistert vom ganzheitlichen Konzept des Labors. Fest stand aber auch, dass wir zusätzlich lokale mittelständische Unternehmen in unser Labor integrieren wollen. 

Wie ging es dann weiter? Wie wurde aus der Idee ein Schülerlabor?

Gunnar Leiweke bei einem der ersten tec4you-Kursen

Schüler probiert die neue Robotertechnik aus.

In Anlehnung an die Idee des „Baylab Plastics“ entwickelte ich im ersten Schritt ein Konzept, das auf den Bereich Metalltechnik zugeschnitten ist. Schnell fanden sich zwei weitere Kollegen, Axel Scherling und Dieter Müller, die an der Entstehung des Schülerlabors mitwirken wollten.
Ziel unserer Kurse ist es, dass alle Schüler*innen am Ende des Tages ein eigenes Produkt mit nach Hause nehmen können. So setzten wir uns daran, ein Produkt zu entwickeln, das nicht nur für Schüler*innen interessant, sondern auch innerhalb eines Tages herstellbar ist. Unsere erste Wahl fiel auf eine Uhr, über die Jahre folgten USB-Sticks und Handyhalterungen aus Plexiglas.

Anschließend machten wir uns daran, die vielen metallverarbeitenden Betriebe des Kreises mit ins Boot zu holen. Seitdem leiten und begleiten Ausbilder*innen und Auszubildende unserer Partner regelmäßig Kurse und bekommen dafür die Möglichkeit, ihr Unternehmen und ihre Ausbildungsmöglichkeiten vorzustellen und mit den Schüler*innen Gespräche auf Augenhöhe zu führen. Das baut Brücken zwischen Betrieben und Schüler*innen und ermöglicht den Schüler*innen ein realitätsnahes Erlebnis mit Perspektive. Mittlerweile nehmen jedes Jahr mehr als 1.000 Schüler*innen an Kursen des tec4you-labs teil.

Sie haben das tec4you-lab innerhalb weniger Monate aufgebaut — keine leichte Aufgabe. Welche Herausforderungen mussten Sie und ihr Team meistern?  

Um die Kurse so realitätsnah wie möglich durchführen zu können, war eine komplette Neugestaltung des Technik-, Design- und Forschungsbereiches notwendig. Neben dem Umbau auf ein vollkommen neues Raumkonzept mit verglasten Wänden standen wir vor der Herausforderung, möglichst einfache Systeme und Maschinen zu finden, die von den Schüler*innen nach kurzer Einweisung selbstständig bedient werden können. Das Arbeiten im Schülerlabor soll schließlich den Spaß am Ausprobieren wecken und nicht abschrecken. Wir entschieden uns für Laserschneider und Lasergraviermaschinen und CNC-Fräsen. Im Laufe der Jahre kam dann die Robotertechnik dazu.  

Solch umfassende Umbauarbeiten sind nicht kostengünstig. Wie finanziert sich das tec4you-lab und welche Rolle spielt das Förderprogramm EFRE-zdi dabei? 

Die Zuwendung des EFRE-zdi Programms war sozusagen der Startschuss für den Aufbau des Schülerlabors. Erst durch die Förderung war es uns möglich, weitere finanzielle Unterstützungen von unserem Schulträger und einer Vielzahl von Kooperationspartnern wie dem Verein Natur und Technik e. V, dem Fördervereins des Berufskolleg, Stiftungen und den regionalen Unternehmen zu generieren.

EFRE-zdi

Ziel des EFRE-zdi Förderprogramms ist der Ausbau und die Weiterentwicklung der Schülerlaborlandschaft in NRW und die stärkere Einbindung von kleinen und mittleren Unternehmen der Region in die Arbeit von zdi-Netzwerken. Dafür stellt das NRW-Wirtschaftsministerium Fördermittel aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) zur Verfügung. Alle Infos auf der EFRE-zdi-Seite.

EFRE.zdi • Beispiel aus der Region Kreis Mettmann

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In den Kursen des tec4you-labs steht das Konzept „von der Idee bis zum fertigen Produkt“ im Mittelpunkt. Wie laufen die Kurse ab und was ist das Besondere? 

Vertrauen und Verantwortung sind die Basis unserer Arbeit. Das tec4you-lab-Team vertraut den Schüler*innen und traut ihnen zu, selbstständig an hochwertigen Maschinen zu arbeiten. Aus diesem Vertrauen erwächst für die Jugendlichen auch Verantwortung – für ihr eigenes Handeln gegenüber der Gruppe und den verschiedenen Teams. Jede Arbeitshaltung hat Konsequenzen. Die meisten erkennen die vielfältigen Möglichkeiten, die ein „Arbeitstag“ im tec4you-lab bietet. Im „schlimmsten“ Fall jedoch kann durch falsches oder fehlerhaftes Arbeiten, durch schlechte Teamarbeit oder mangelhafte Kommunikation kein fertiges Produkt mit nach Hause genommen werden. Konsequenzen des alltäglichenrealen Berufslebens werden so erfahrbar gemacht.  

In den Kursen des tec4you-labs steht das Konzept „von der Idee bis zum fertigen Produkt“ im Mittelpunkt. Wie laufen die Kurse ab und was ist das Besondere? 

Vertrauen und Verantwortung sind die Basis unserer Arbeit. Das tec4you-lab-Team vertraut den Schüler*innen und traut ihnen zu, selbstständig an hochwertigen Maschinen zu arbeiten. Aus diesem Vertrauen erwächst für die Jugendlichen auch Verantwortung – für ihr eigenes Handeln gegenüber der Gruppe und den verschiedenen Teams. Jede Arbeitshaltung hat Konsequenzen. Die meisten erkennen die vielfältigen Möglichkeiten, die ein „Arbeitstag“ im tec4you-lab bietet. Im „schlimmsten“ Fall jedoch kann durch falsches oder fehlerhaftes Arbeiten, durch schlechte Teamarbeit oder mangelhafte Kommunikation kein fertiges Produkt mit nach Hause genommen werden. Konsequenzen des alltäglichenrealen Berufslebens werden so erfahrbar gemacht.  

Sie leiten das Schülerlabor seit der Gründung. Was waren ihre Highlights in all den Jahren?  

Ein Highlight sind immer wieder die überraschten Rückmeldungen der Lehrer*innen, die ihre Schüler*innen dank des Kurses aus einer anderen Perspektive sehen und von sonst eher passiven Schüler*innen positiv überrascht werden. Das ist immer wieder aufs Neue schön zu hören. Auch gibt es immer wieder Schüler*innen, die nach dem Besuch des Schülerlabors eine Ausbildung im Bereich Metalltechnik beginnen und am Tag der Einschulung stolz berichten, dass sie hier schon einmal waren und sogar an den Maschinen bereits gearbeitet haben.  

Außerdem freuen wir uns sagen zu können, dass wir mit unserer Arbeit im tec4you-lab dazu beigetragen haben, dass der Verein Natur und Technik e. V einen MINT-Fonds im Kreis Höxter eingerichtet hat, um Schulen und Bildungseinrichtungen im MINT-Bereich zu unterstützen. 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Schülerlabors? 

Ich würde mir eine Erweiterung auf weitere Bereiche, in denen wir stark aufgestellt sind, wie Holz- und KFZ-Technik, wünschen. In diesen Bereichen haben wir am Berufskolleg sowohl Kompetenzen als auch moderne Maschinen und Ausstattung und könnten so neue spannende Angebote für Schüler*innen schaffen. 

Weitere Informationen zum Schülerlabor und die Ergebnisse der zahlreichen Kurse finden Sie auf der Webseite des tec4you-labs

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